Musikgeschichte(n)

"In Moskau lernte ich die berühmte Sängerin Gabrielle kennen. Ich fiel auf die Knie und flehte sie an, mir einen Ton, ein ,hohes C\' zu schenken".

Opa liest aus den " Wunderbaren Reisen und Abenteuern des Freiherrn von Münchhausen" vor. "Das ist ja gelogen", ruft Lena empört. "Töne kann man gar nicht verschenken, die kann man ja gar nicht in die Hand nehmen." Stimmt. Töne sind nämlich nichts anderes als Wellen in der Luft, die Druck machen und die unsichtbaren Teilchen, aus denen Luft besteht, die Moleküle, wie eine Ziehharmonika zusammenpressen. Wie alle Wellen schwingen auch die Tonwellen. Je öfter sie schwingen, umso höher ist der Ton, den wir hören. Das nennt man die Frequenz des Tons. Bei einem hohen C zum Beispiel schwingen die Wellen so schnell, dass einem schwindelig wird. Bei einem ganz tiefen Ton bewegen sie sich dagegen ganz gemütlich. Töne bestehen aber aus noch mehr. Sie besitzen eine sogenannte Amplitude. Das Wort kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "Weite". Damit wird bezeichnet, wie weit eine Schallwelle reicht. Je weiter sie reicht, umso lauter hören wir den Ton. Ganz wichtig ist beim Hören von Tönen die Klangfarbe. Ton ist nämlich noch lange nicht Ton. Ein hohes C kann ausgesprochen fröhlich klingen. Wenn es von einer Trompete geblasen wird, klingt es sogar energisch - und wieder anders klingt es, wenn Mamas Stimme ganz schrill wird, weil der Müll immer noch in der Küche steht. Man kann das sehr gut ausprobieren, indem man denselben Ton mal auf dem Klavier, auf dem Xylofon, mit der Blockflöte oder auf der Gitarre spielt. Wer eine Stimmgabel wie der Musiklehrer hat, macht den Versuch am besten mit dem Ton "a". Für Musiker, die Musikstücke schreiben, ist die Klangfarbe sehr wichtig. Sie müssen darauf achten, dass die verschiedenen Farben zusammenpassen, damit wie bei einem Gemälde ein gutes Klangbild daraus wird. Bei der Melodie von Liedern muss die Klangfarbe auch zum Text passen. Wer übrigens wissen möchte, wie die Geschichte mit dem geschenkten "hohen C" ausging: Münchhausen hat es am Ende der Sängerin abgekauft und zum Aufbewahren in Spiritus eingelegt (so wie man es mit Gurken im Essig macht). Heute würde er wohl eine CD brennen - aber Münchhausen ist ja auch schon fast 300 Jahre alt. Eva-Maria Reuther

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