Musikgeschichte(n)

Tante Erika war im Theater in einer Operette. "Herrlich, Kinder", schwärmt sie.

"Endlich mal was Leichtes und nicht immer diese schweren Opernschinken." Max hört auf, in seinem Comic zu lesen. "Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Oper und einer Operette?" fragt er. Max\' großer Bruder Alex, der ein schlaues Buch über das Theater hat, weiß Bescheid. "Eine Operette ist so ziemlich das gleiche wie eine Oper", erklärt er. "Nur, dass bei der Operette am Ende die Schauspieler nicht tot sind, so wie bei der Oper." Da ist was dran. Operetten gehören zum Musiktheater. Sie sind Singspiele in mehreren Teilen - den Akten - deren Geschichten meist gut ausgehen und bei denen es fast immer etwas zu lachen gibt, auch wenn es zwischendrin mal ernst wird. Das Wort "Operette" ist fast 400 Jahre alt und kommt aus dem Französischen. Es bedeutet "kleine Oper". Ursprünglich wurden damit kurze Opern aus einem Akt bezeichnet. Später waren mit dem Begriff Operette aber Singspiele gemeint, bei denen es lustig zuging und deren Melodien gut zu behalten waren. Manchmal wurden auch zu Melodien, die schon bekannt waren, einfach neue Texte gedichtet. Zwischen den gesungenen Teilen - den Arien - wurden die Texte gesprochen. Operetten waren von Anfang an sehr beliebt, weil sie so flott daher kamen und die Geschichten schön waren. Sie wurden deshalb zu richtigen Rennern in den sogenannten Volkstheatern. Volkstheater waren Theater, in die jeder gehen konnte, nicht nur das adelige Publikum, das die Theater besuchte, die es an den Höfen von Königen und Fürsten gab und in denen todernste, schwer zu verdauende Opern und Schauspiele aufgeführt wurden. Die Musik der Operetten entwickelte sich immer weiter und wurde - auch wenn sie leicht blieb - immer anspruchsvoller. Sänger, die zum Beispiel in der Operette "Gräfin Mariza", die derzeit im Trierer Theater gezeigt wird, dabei sind, müssen genauso gut singen können wie jeder gute Opernsänger. Trotz komplizierter Musik: Wer an Operetten denkt, denkt an etwas Leichtes, Flottes. Das kann schon mal zu Missverständnissen führen. So wurde Wolfgang Amadeus Mozarts berühmte Oper "Die Entführung aus dem Serail" wegen ihrer witzigen Geschichte lange als Operette bezeichnet. Übrigens: Eine moderne Form der Operette ist das Musical. Eva-Maria Reuther

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