musikgeschichte(N)

Jedes Mal, wenn im Weihnachtsgottesdienst "Es ist ein Ros entsprungen" erklingt, wird Anna ganz feierlich zumute. "Weißt du eigentlich, woher das Lied kommt?", fragt Opa sonntags am Kaffeetisch.

"Bestimmt aus Bayern" ruft Annas Bruder Max. Max ist nämlich Bayernfan. "Ganz kalt", sagt Opa. "Das Lied kommt aus Trier". Tatsächlich wurde das bekannte Weihnachtslied im 16. Jahrhundert (also vor mehr als 400 Jahren) von einem Mönch aus einem Trierer Kloster gedichtet. Die Legende erzählt, dass der junge Geistliche, der Laurentius hieß, im Schnee eine blühende Rose fand, sie in einen Topf pflanzte und an sein Fenster stellte. Beim Anblick der Rose soll ihm das schöne Lied eingefallen sein. Genau weiß man das aber nicht. Auf jeden Fall tauchte das Lied von der Rose im Winter zum ersten Mal 1599 im Gesangbuch des Bistums Speyer auf. Damals hieß es noch "das altkatholische Trierer Christkindlein". Ursprünglich hatte das schöne Lied über 20 Strophen, in denen die ganze Weihnachtsgeschichte von der Geburt Jesus bis zum Besuch der Heiligen Drei Könige erzählt wurde. Das berühmte Weihnachtslied wurde mehrfach umgedichtet. Damit auch evangelische Christen, die Maria nicht verehren, wie das katholische Christen tun, das Lied singen konnten, arbeitete ein Kantor 1609 die zweite Strophe um. Das Röslein war in der neuen Fassung jetzt Jesus selbst, den Maria mitten in der Winternacht zur Welt gebracht hatte. Inzwischen ist das alte Lied aus Trier eines der berühmtesten Weihnachtslieder überhaupt. Eva-Maria Reuther. Eva-Maria Reuther

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