Musikgeschichte(N)

Am Sonntagmorgen hat Oma Max mit ins Konzert genommen. Solche Konzerte am Morgen heißen Matinee, hat Oma Max erklärt.

Das ist französisch und kommt vom Wort "matin" - das bedeutet "Morgen". Max ist ein bisschen langweilig. Am spannendsten findet er die Musiker mit ihren tollen Instrumenten. "Warum ziehen denn die Männer in der letzten Reihe immer an den Griffen von ihren Trompeten?", fragt Max in der Pause. "Das sind die Posaunisten. Ihre Instrumente heißen Zugposaunen", erklärt Oma. Zugposaunen sind wirklich ganz spannende Instrumente. Sie gehören zur großen Familie der Trompeten. Zugposaunen bestehen aus einem langen, engen Rohr, das gebogen ist und sich vorne zu einem weiten Trichter öffnet. Die hinteren Teile des Posaunenrohrs, die Züge, sind beweglich. Man kann sie, genauso wie den Teleskopstab an Mamas Fensterputzer, auseinanderziehen oder zusammenschieben und so das Rohr verlängern oder verkürzen. Im Rohr der Zugposaune steht eine Luftsäule. Beim Spielen wird die Luftsäule mit den Lippen zum Schwingen gebracht. Beim Ausziehen und Zusammenschieben des Rohrs verändert sich auch die Länge der Luftsäule und damit die Tonhöhe. Je länger das Rohr ausgezogen wird, umso tiefer ist der Ton. Je kürzer es ist, umso höher wird er. Da das Posaunenrohr sehr eng ist, haben Zugposaunen einen ganz eigenen harten Klang, den man kaum überhören kann. Schon vor 600 Jahren wurden sie deshalb eingesetzt, um die Bevölkerung vor etwas zu warnen, um Nachrichten zu verbreiten oder besondere Ereignisse wie die Ankunft des Königs anzukündigen. Unsere heutigen Zugposaunen stammen ursprünglich aus Frankreich. Zu echten Stars wurden sie zum ersten Mal durch den Komponisten Ludwig van Beethoven, als er sie vor gut 200 Jahren in einem seiner berühmtesten Musikstücke, der 5. Sinfonie, einsetzte. Heute sind Posaunen nicht mehr aus der Musik wegzudenken. Aber sie kommen sogar schon in der Bibel vor. Ihr harter, mächtiger Klang bringt dort die Mauern der Stadt Jericho bei Jerusalem zum Einstürzen. Die Posaunen von damals hatten aber wohl noch keine Züge. Eva-Maria Reuther Eine Matinee gibt es übrigens am Sonntag in Trier: Musiker des Philharmonischen Orchesters der Stadt spielen ab 11 Uhr Bläsermusik von Mozart, Hoffmeister und Bach im Jesuitenkolleg.

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