Papa lacht. "Beides, schließlich war es lange genug kalt, und außerdem gehört das Lied zu jedem Frühling". Womit er recht hat. "Alle Vögel sind schon da", ist nicht nur eines der bekanntesten Frühlingslieder, sondern eines der beliebtesten Kinderlieder überhaupt. Den Text schrieb August Heinrich Hoffmann von Fallersleben 1835. Die Melodie zu dem Lied ist allerdings schon viel älter. Wahrscheinlich ist sie über 500 Jahre alt. Hoffmann von Fallersleben war ein Dichter und Gelehrter, der von 1798 bis 1874 lebte und ganz viele Kinderlieder gedichtet hat. Von ihm stammt aber auch der Text der Nationalhymne, die wir heute singen. In seinem Lied über den Frühling macht der Dichter mit Wörtern Musik. Die Stimmen der Vögel werden darin als großes Konzert aus vielen verschiedenen Stimmen beschrieben. "Welch ein Singen, Musizieren, Pfeifen, Zwitschern, Tirilieren!". Manche der Wörter, die die Vogelstimmen beschreiben, wie zum Beispiel "tirilieren", bilden richtig die Laute nach, die die Vogelstimmen machen. Das nennt man Lautmalerei. Man kann nämlich auch mit Worten malen. Das Lied ist aber auch ein richtiger Muntermacher. Genau wie heute wurden auch früher schon die Leute schlecht gelaunt, wenn die Kälte und die trüben Wintertage lange angehalten haben. Deshalb empfiehlt der Dichter, sich am Frühling und den Vögeln und ihrem fröhlichen Gezwitscher ein Beispiel zu nehmen "Wir auch wollen lustig sein, lustig wie die Vögelein", heißt es im Text. Gute Idee: Und Singen macht ja sowieso Spaß. Kein Wunder übrigens, dass Hoffmann von Fallerslebens Kinderlied zum ersten Mal im Liederbuch des "Rauhen Hauses" in Hamburg 1884 gedruckt wurde. Das "Rauhe Haus" war ein Dorf, in dem Kinder und Jugendliche, um die sich niemand kümmerte oder denen es zu Hause ganz schlecht ging, Schutz fanden. Die hatten schließlich jede Menge Aufmunterung nötig. Eva-Maria Reuther