Mut zum Risiko

TRIER. Nach dem großen Erfolg bei der Premiere im Vorjahr haben sich 13 Musiker der Trierer Philharmoniker mit den Jazzern Danny Schwickerath, Ortwin Feil und Roby Glod erneut zusammengetan, um gemeinsam experimentelle Pfade zwischen Improvisation und Neuer Musik zu beschreiten.

Bach und Messiaen, improvisiert über Jazz-Arrangements von Ortwin Feil, dazu zeitgenössische Klassik von Mauricio Kagel bis Edgar Varèse: Das Programm am kommenden Sonntagvormittag dürfte hierzulande in dieser Zusammenstellung Seltenheitswert haben. "Wir leben eigentlich ein bisschen in der Wüste", beschreibt Gitarrist und Geiger Daniel Poschta das Angebot für Freunde experimenteller Musik in Trier. Poschta, Initiator des ungewöhnlichen Konzerts im Rahmen der Kammermusik-Reihe des Philharmonischen Orchesters, ist ein passionierter Grenzgänger zwischen Klassik und Moderne. Persönliche Kontakte zur Jazz-Szene brachten ihn auf die Crossover-Idee. Ein "akustisches Abenteuer abseits des Mainstreams" wollen die Musiker bieten. Freilich "nicht so abgedreht, dass kein normaler Mensch da hin gehen kann", wie Schlagzeuger Ortwin Feil betont. So hat Poschta seine Orchester-Kollegen angeworben, trotz des "wahnsinnigen Probenaufwands", den die Beschäftigung mit der ungewohnten Materie erfordert. Natürlich zusätzlich zum üblichen Repertoire der Philharmoniker. Für die drei Jazzer handelt es sich gar um mehr oder minder ehrenamtliches Engagement, reicht doch der Orchester-Etat nicht für Luxus wie Gäste-Gagen - trotz der "Hammer-Arbeit mit den Arrangements", die Feil in den letzten Wochen geleistet hat. Ein Hauch Missionierung ist da schon dabei, für einen musikalisches Sektor, der um sein Publikum kämpfen muss. Im benachbarten Luxemburg hat die Avantgarde ein besseres Standing, durch Philharmonie und Konservatorium. Aber selbst dort kommen bei hochkarätigen Angeboten "manchmal nur 20 Zuschauer", wie Poschta beobachtet hat. Da ist dem Trierer Konzept, mit Jazz und Klassik die Moderne von zwei verschiedenen Ufern des gleichen Flusses anzusteuern, offenkundig mehr Erfolg vergönnt. Im Vorjahr fanden mehr als 120 Besucher den Weg in das Forum in der Hindenburgstraße. Diesmal hat man das Programm sogar noch um eine literarische Komponente ergänzt: Schauspieler Michael Ophelders liest Auszüge aus Robert Musils "Mann ohne Eigenschaften", erläutert aber auch als Moderator die Musik und liefert Informationen über die Komponisten. Kein Grund also für eine Hemmschwelle. "Crossover - Experimentelle Musik", Sonntag, 23. April, 11.15 Uhr im Forum (altes Franzosenkino). Karten: 0651/7181818 oder an der Tageskasse.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort