Mutiger Demokrat der ersten Stunde
Trier · An die Anfänge der Demokratie in Deutschland und an ein denkwürdiges Politikerschicksal erinnert eine Ausstellung im Karl-Marx-Haus in Trier. Sie ist noch bis Ende Januar zu sehen.
(er) In einer etwas spröden, aber sehr interessanten Dokumentation erinnert das Karl-Marx-Haus in Trier an den ehemaligen badischen Justizminister und späteren Reichstagsabgeordneten Ludwig Marum. Der 1882 geborene Marum, der aus einer jüdischen Familie im rheinland-pfälzischen Frankenthal stammte, gehört zu den Wegbereitern der Demokratie in Deutschland. Der streitbare Jurist und Sozialdemokrat, der ein erklärter Gegner der Nationalsozialisten war, wurde 1934 im Konzentrationslager Kislau bei Bruchsal ermordet.
Nach dem Abitur studierte Marum Rechtswissenschaften. Nach seiner Referendarzeit ließ er sich als Rechtsanwalt in Karlsruhe nieder. Der inzwischen aus der jüdischen Gemeinde ausgetretene Politiker wurde Mitglied der badischen SPD und war von 1918 bis 1919 Justizminister der vorläufigen Badischen Volksregierung. Von 1928 bis 1933 setzte sich Marum als Reichstagsabgeordneter vehement für die Erhaltung der Republik ein und griff dabei offen Hitler und die NSDAP an. Nach Hitlers Machtübernahme wurde Marum von den Nazis in sogenannte Schutzhaft genommen und später wohl auch auf deren Anordnung im KZ ermordet.
Die Trierer Ausstellung ist mehr als Erinnerungsarbeit. Sie verweist nicht allein auf ein Opfer der Nationalsozialisten und ein Schicksal, das nicht vergessen werden darf. Sie ist ein Beleg mehr dafür, wie hart in der Geschichte Deutschlands um Demokratie gerungen wurde. Einmal mehr mahnt sie an, dass Demokratie und Freiheit täglich neu verteidigt werden müssen und dass es dazu des Mutes jedes Einzelnen bedarf.
Die Ausstellung ist noch bis zum 27. Januar zu sehen, jeweils montags 14 bis 17 Uhr, dienstags bis sonntags 11 bis 17 Uhr, Telefon 0651/97068-0.