Mutter kommt, und für den Sohn wird’s eng

Trier · Einen überaus vergnüglichen Abend bereitete das Katz-Theater seinem Premierenpublikum in der Trierer Tufa. Mit der "Ich WG" startete das Ensemble einen massiven Angriff auf das Zwerchfell der Zuschauer.

Trier. Eberhard Reuter, 34, arbeitet bei einem Mediendiscounter, ist aber eigentlich von Beruf Sohn. Um sich endlich zu lösen, erzählt er der Mama, er werde in eine WG ziehen, die allerdings nicht existiert. Seine Mitbewohner sind seine Zimmerpflanzen, mit denen er sich unterhält und die er liebevoll umsorgt. Bis plötzlich die Mutter vor der Tür steht und die angeblichen Mitbewohner kennen lernen möchte. Jetzt wird es eng für den Herrn Sohn.
In Andreas Keßners Komödie wird herrlich überzeichnet, was sich aus einer solchen Situation ergeben kann und eigentlich gar nicht so weltfremd ist. Der verklemmte und unsichere Eberhard, überzeugend gespielt von Benedikt Schekatz, und Joya Ghosh als dominierende Mutter Elsbeth, die davon überzeugt ist, dass ihr Sohn ohne sie im Leben nicht zurechtkommt. Dass sie nach dem Rechten sehen will, ist logisch, denn in einer WG "laufen alle nackend durch die Wohnung, und jeder treibt es mit jedem".
Unter der Regie von Tanja Finnemann geht ein energiegeladenes Stück über die Bühne des nahezu ausverkauften kleinen Tufa-Saales, bei dem das Publikum ständig gefordert wird. Zu danken ist das auch den angeblichen Mitbewohnern der "Kommune", allen voran der wundervoll verklemmten Jungfrau Claudia (Katharina Remy), die für Elsbeth von der Kantinenhilfe zur Polizeikommissarin mutiert.
Andreas Müller spielt den angeblichen Juristen Jochen, der offensichtlich nach der Methode lebt, man könne sich jede Situation schön trinken. Mit Valerie Filinski kommt die hochschwangere Punkerin Pia ins Spiel, die alle Vorurteile gegen eine WG zu bestätigen scheint.
Nicht alles ist schlüssig in der Ich WG. Warum etwa Claudias Mutter Elvira, mit Mutter Elsbeth sehr seelenverwandt, auf einmal auftaucht, ist nicht ganz klar. Klar ist aber, dass dem Stück etwas Entscheidendes fehlen würde, wäre Darsteller Andreas Scherf nicht dabei.
Was das Katz-Theater in der Tufa auf die Beine stellt, ist für die Liebhaber von Komödien ein Muss. Ein ironischer und überzeichneter Blick auf Lebenssituationen, die gar nicht so unrealistisch sind. Großartig. gkl
Weitere Aufführungen: 15., 17. und 19. Juli, jeweils 19.30 Uhr.

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