Mystische Momente in St. Maximin

Trier · In der ehemaligen Reichsabtei St. Maximin hat die Portugiesin Ana Moura am Samstagabend mehr als 300 Zuschauer verzaubert. Ihre musikalische Gratwanderung zwischen Tradition und Moderne zeigt einen Weg in die Zukunft der Fado-Musik.

 Fado-Star Ana Moura singt in der mystischen Atmosphäre der ehemaligen Reichsabtei St. Maximin. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Fado-Star Ana Moura singt in der mystischen Atmosphäre der ehemaligen Reichsabtei St. Maximin. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Trier. Entspannte Gesichter vor dem Konzert, leuchtende Augen danach und dazwischen 90 Minuten Weltschmerz vom Feinsten. Dazu die mystische Atmosphäre mit dezenten farbigen Lichteffekten in der ehemaligen Kirche St. Maximin in Trier, die mittlerweile zu einer Kathedrale für hochklassige Musik geworden ist.
Ana Moura ist erst 33 Jahre alt und doch schon eine Ikone des portugiesischen Fado, einer Musik, die wie keine andere die sentimentalen Gefühle und den Zusammenhalt der einst großen Seefahrernation ausdrückt und in Krisenzeiten Halt gibt. Die Lieder künden von Seelenschmerz, unerfüllter Liebe, Sehnsucht und Hoffnung. Saudade, frei übersetzt Weltschmerz, durchzieht die Texte und Melodien des Fado, des Schicksals.
"Jedes Land hat die Volksmusik, die es verdient", sagt ein portugiesischer Herr aus dem Publikum. Moura singt die klassischen, althergebrachten Fados mit einem tiefen, durchdringenden Timbre, jede Note der komplizierten und doch so eingängigen Kompositionen sitzt an der richtigen Stelle. Begleitet wird sie von Keyboard, Drums, Bass, Gitarre und der unverwechselbar typischen portugiesischen Gitarre. Fünf Musiker allererster Güte, die sie auch bei einem mitreißenden Instrumentalsong beweisen.
Ana Moura kann aber noch mehr, schaut über den Tellerrand des Fado, sie hat schon mit Mick Jagger, Prince und Herbie Hancock gearbeitet. Ihr neues Album "Desfado" dekonstruiert den Fado und enthält Akzente aus Folk und Jazz. Eine in englischer Sprache gesungene bewegende Ballade erinnert gar an große amerikanischen Soul-Diven wie Aretha Franklin oder Roberta Flack.
Ana Moura plaudert charmant mit ihren zahlreich angereisten portugiesischen Landsleuten aus Luxemburg und erweist den Trie rern auf Deutsch ihre Referenz. Die Musikanlage ist exzellent ausgesteuert, klar und deutlich jedes Wort, auch wenn man die Sprache nicht versteht. Authentisch bis in die Spitzen der langen schwarzen Haare, umgarnt die attraktive Sängerin ihr Publikum: "Obrigada, Dankeschön!" Die Finger der Musiker fliegen über die Saiten, die 300 Zuhörer klatschen und wiegen sich im Takt, bei den Zugaben singen die Portugiesen mit. Die roten und blauen Scheinwerfer zaubern eine mystische Atmosphäre, Riesenapplaus, "Muito Obrigado - Vielen Dank!" DT

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