Mythen und Moderne

MÜNCHEN. Heute werden in München die Preise der Ernst-von-Siemens-Musikstiftung verliehen. Während der mit 150 000 Euro dotierte Hauptpreis an den Karlsruher Komponisten Wolfgang Rihm geht, ist der gebürtige Trierer Christian Jost unter den Empfängern eines der drei Komponisten-Förderpreise in Höhe von 30 000 Euro.

 Der atonalen Moderne verpflichtet: Christian Jost.Foto: TV -Archiv

Der atonalen Moderne verpflichtet: Christian Jost.Foto: TV -Archiv

"Ich habe mich unheimlich gefreut, als ich die Nachricht erhalten habe, denn ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet", sagt der 39-jährige im Gespräch mit dem TV und fügt hinzu: "So ähnlich muss man sich fühlen, wenn man den Friedensnobelpreis erhält."Noch vor zwei Jahren war der Trierer, Jahrgang 1963, in seiner Heimatstadt mit der Komposition "Phoenix resurrexit" hervorgetreten. Die "Odyssee in vier Teilen" für Orchester, Chor, Sopran und Sprecher erlebte bei den Moselfestwochen 2001 ihre Uraufführung: sein drittes und - vorerst - letztes Stück über den Phoenix-Mythos, der in seinem Schaffen eine wichtige Rolle spielt. Jost bevorzugt bildkräftige Motive aus Mythen und Moderne, die schon in den Titeln seiner Kompositionen unmittelbar Assoziationen hervorrufen.Seine ersten musikalischen Sporen hatte er sich mit 18 als Ballettrepetitor am Trierer Theater verdient, bevor er zum Studium nach Köln ging und Kompositionsunterricht bei Bjidar Dimov nahm: einem bekannten Exponenten der rheinischen Avantgarde. Auch Christian Josts Musik ist bis heute eher der atonalen Moderne als der Postmoderne verpflichtet.Seit das Orchester des Staatstheaters Darmstadt 1992 unter Hans Drewanz seine Auftragskomposition "Magma" aus der Taufe hob, kann Jost sich über mangelnde Kompositionsaufträge kaum beklagen. Die Cellisten-Gruppe des Berliner Philharmonischen Orchesters wird im September in Luzern ein neues Stück von ihm vorstellen. An der Spree, wo der Trierer heute lebt, erklang im vergangenen Jahr erstmals sein Schlagzeugkonzert "Cosmodromion" mit Evelyn Glennie als Solistin. Und im Herbst 2003 wird das Residenz-Orchester Den Haag sein Saxophonkonzert "Lux aeterna" zur Uraufführung bringen.In der Saison 1999/2000 war Christian Jost Hauskomponist der Beethovenhalle Bonn, für deren Orchester er damals das Stück "The End of the Game" schrieb. Weitere Ernennungen zum "Composer in residence" hat er bereits erhalten: In der Spielzeit 2003/2004 wird er in dieser Eigenschaft zur Staatskapelle Weimar gehen, ein Jahr später an die Deutsche Oper am Rhein nach Düsseldorf. Dort soll 2004/2005 auch seine erste abendfüllende Oper "The Changeling" ihre Uraufführung erleben. "Ich bin dankbar, durch das Preisgeld meine Konzentration noch stärker auf diese langwierige Arbeit lenken zu können", freut sich der Komponist.

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