Kultur Die Gärtner der Kunst im Hunsrück

Der Verein Kunst im Gewächshaus organisiert seit rund 20 Jahren Ausstellungen, Musikveranstaltungen und Workshops für Kinder. Hauptziel der Verantwortlichen ist es, Menschen an Kunst heranzuführen.

Heiner Berg sieht aus wie einer, der zupacken kann: drahtige Figur, die Haut von der Sonne gegerbt und kräftige Hände, die schon einiges geleistet haben. Das ist auch nicht verwunderlich, denn er ist Gärtner von Beruf. In einem seiner Gewächshäuser finden die Veranstaltungen des Vereins „Kunst im Gewächshaus“ statt. Zudem ist er auch der erste Vorsitzende.

Angefangen hat die Geschichte von „Kunst im Gewächshaus“ mit Bruni Kluss, die selbst Keramik-Künstlerin ist und die die Idee spannend fand, zwischen Blumen und Pflanzen Kunst auszustellen. 2009 hat sie sich mit ihrem Mann aus der Vereinsleitung zurückgezogen. Ein neues Team hat sich gegründet um Heiner Berg und Christoph Strouvelle, zweiter Vorsitzender. Sie organisieren nun die Veranstaltungen.

Ihnen ist wichtig, dass Menschen, die in ihrem Alltag nur wenige Berührungspunkte mit Kunst haben, diese in Morbach ohne große Barrieren erleben können. Bei ihrer dreitägigen Hauptveranstaltung, die Ende Oktober oder Anfang November stattfindet, gibt es beispielsweise am Sonntag ein ausgiebiges öffentliches Künstlerfrühstück. Dabei kann man sich Plastiken, Bilder, Fotos, Skulpturen, Installationen  und Kunstwerke aller Art ansehen und mit den Künstlern ins Gespräch kommen.

Vereinsmitglied Ilse Rosenschild berichtet: „Es gibt Personen, die kommen und sagen ´Ich möchte mir nur die Ausstellung ansehen`. Manche kommen tatsächlich ausschließlich wegen der Kunst.“ Andere kommen wegen des Ambientes, der Blumen oder wegen der Begegnungen.

Eine weitere Motivation für den Verein ist es, den Künstlern aus der Region eine Ausstellungsmöglichkeit zu geben, denn die sind rar gesät im Morbacher Raum. Die Gewächshäusler stellen ihre Hauptveranstaltung jedes Jahr unter ein Motto, in diesem Jahr wird es „Bewegendes“ sein. Freitagabends beginnt es mit einer Vernissage. Samstags folgt ein Konzertabend, mit teilweise ungewöhnlicher Musik. Im Jahr 2015 war beispielsweise Hilde Kappes zu Gast, die auch auf einem Abflussrohr spielt.

Die verschiedenen Künstler mit ihren Ausdrucksformen und den Gedanken, die dahinterstecken, kennenzulernen, findet Heiner Berg sehr spannend. „Die Künstler und die Kunstinteressierten, die zu uns kommen, das ist ja ein ganz anderes Klientel als die Menschen, zu denen man sonst im Alltag Kontakt hat.“

Christoph Strouvelle findet es interessant zu sehen, wie die Künstler ihre Intentionen herausarbeiten. Besonders spricht ihn der amerikanische Maler Edward Hopper an. Wichtig ist dem Verein Kunst im Gewächshaus, dass auch Kinder die Möglichkeit haben, erste Berührungspunkte mit der Kunst zu bekommen. So hat Vereinsmitglied David Schmitz einen Fotoworkshop für Kinder angeboten, der Kinderbuchautor Stefan Gemmel die Kleinen an kreatives Schreiben herangeführt.

Ein besonderes Ereignis war für den Verein, die Ausstellung von Mana Binz im Jahr 2016. „(For)bidden Gardens“ war der Titel. Dazu kam es, weil die Glaskünstlerin in Bernkastel-Kues, bei ihrer Ausstellung, „Hidden Gardens“ einige Bilder abhängen musste, weil diese weibliche Geschlechtsorgane zeigten.

„Dass eine solche Art der Zensur heute noch möglich ist, hat uns sehr bewegt, und wir wollten Mana Binz unterstützen“, sagt Christoph Strouvelle.

Einen Bogen zwischen Morbach, Birkenfeld und Idar-Oberstein will der Verein durch die Veranstaltung „Kultana“ spannen, bei der es um Musik geht, und bei der man mit den Vereinen „Blue Note“ und dem Freundeskreis Nationalpark Hunsrück-Hochwald zusammenarbeitet.

 Heiner Berg und Christoph Strouvelle vor einem Kunstwerk im Gewächshaus.

Heiner Berg und Christoph Strouvelle vor einem Kunstwerk im Gewächshaus.

Foto: Christina Bents

Christina Bents

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