Nach Absage von Rolando Villazón: Sopranistin Cecilia Bartoli rettet Konzert in der Philharmonie Luxemburg

Luxemburg. · Ein wunderbares, vorweihnachtliches Glanzstück mit italienischem Belcanto bescherte die weltberühmte Mezzosopranistin Cecilia Bartoli den 1400 begeisterten Zuschauern in der Luxemburger Philharmonie. Indes, die Absage ihres Duettpartners Rolando Villazón wog schwer und trübte den Gesamteindruck.

Nach Absage von Rolando Villazón: Sopranistin Cecilia Bartoli rettet Konzert in der Philharmonie Luxemburg
Foto: Sébastien Grébille.

Eigentlich war dieser Bericht als Hymne an den italienischen Operngesang geplant, als Weihnachtspräsent für das Publikum; hatten sich doch zwei absolute Topstars der Klassikszene in der Luxemburger Philharmonie zum Stelldichein mit Mozart, Rossini und Bellini verabredet. Doch die Hoffnung zerstob: Der mexikanische Tenor Rolando Villazón, seit vielen Jahren omnipräsent auf allen großen Bühnen dieser Welt, hatte am Morgen des Konzerts krankheitsbedingt absagen müssen. Schon zu Wochenanfang quälte sich der Meistersänger sichtlich angeschlagen durch das Konzert in London und wollte nun kein weiteres gesundheitliches und musikalisches Risiko mehr eingehen.
Seine kongeniale Duettpartnerin, die erfolgreichste Mezzosopranistin unserer Zeit, Cecilia Bartoli, rettete jedoch den Abend für das 1400-köpfige Publikum, sie bestritt das Konzert allein und mit Bravour.

Viel Applaus schon zu Beginn

Als die 49-jährige Italienerin in mintfarbener Seidenrobe mit Tüllapplikationen (die sehr an Tannenbäumchen erinnerten) professionell strahlend die Bühne betritt, spendet das Publikum schon großen und dankbaren Applaus.
Das Programm ist um die Tenor-Arien und die Duette gekürzt und um Mozarts Motette "Exultate Jubilate" erweitert worden. Die Dramaturgie und der Spannungsbogen des eigentlich auf Villazón ausgerichteten Abends leidet natürlich wegen des fehlenden Tenorparts, aber es ist ja schon ein Hochgenuss allein der Bartoli zuzuhören.

Mit dem Zu-Sehen ist das so eine Sache, mancher im Publikum findet ihr Gebaren und ihre Mimik leicht übertrieben, sie ist eben ein Bühnentier. Der Hörgenuss ist allerdings ungetrübt, Bartolis Gesang ist bestechend rein und klar, unangestrengt meistert sie die Passagen vom feinsten Piano bis zu den höchsten Soprantönen. Das grenzt zwar an Belcanto-Artistik, ist aber hohe Kunst: Bei der koloraturträchtigen Rossini-Arie "Non piu mesta" aus "La Cenerentola" flattert ihre Stimme schmetterlingsgleich in die Höhe und feiert auch die feinste und aberwitzigste Auslotung jeder einzelnen Verzierung und Nuance.

Es ist unerhört reizvoll, eine ihrer Parade-Arien aus jüngeren Jahren hier nochmals zu hören. Cecilia Bartoli kennt ihre Grenzen, die liegen hier jedoch so himmelhochjauchzend wie die 8000er des Himalaya. Deshalb wagt sie sich an Sopran-Partien und - als zurecht gefeierte Zugabe mit Gänsehautfaktor - auch an De Curtis "Non ti scordar di me" (Vergiß mein nicht), das von Tenören wie Fritz Wunderlich oder Luciano Pavarotti unsterblich gemacht wurde.
Mitgestaltet wird das Konzert vom Orchester La Scintilla der Züricher Oper unter der präzisen Leitung der Konzertmeisterin Ada Pesch an der ersten Violine. Jedes Instrument glänzt mit viel Grandezza bei den Ouvertüren von Mozarts "Cosi fan tutte" oder dem Oboenkonzert von Vincenzo Bellini mit dem großartigen Pier Luigi Fabretti als Solisten.

Mit der Tarantella "La Danza" von Rossini beschließt die Bartoli das offizielle Konzert und wird für ihren Mut und ihre Leistung mit stehenden Ovationen gefeiert.
Sie lässt sich von den widrigen Umständen ihre gute Laune nicht verderben und singt mit Nikolausmütze auf dem Kopf und Sektglas in der Hand das "Libiamo"-Trinklied aus Verdis Traviata zum krönenden Abschluss. Das Publikum tobt.

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