Kulturpolitik Mosel Musikfestival im Minus

Trier · Nach dem Intendantenwechsel schließen die Traditions-Festspiele mit einem Minus von mehr als 80 000 Euro. Die Gesellschafter sollen künftig mehr Geld bereitstellen.

 Vögel zieren das Spielzeitheft der Festivalsaison 2018.

Vögel zieren das Spielzeitheft der Festivalsaison 2018.

Foto: TV/Katharina de Mos

Unter dem neuen Intendanten Tobias Scharfenberger geht das traditionsreiche Mosel Musikfestival seit 2018 künstlerisch neue Wege – und will sich nach einer schwierigen ersten Spielzeit nun auch finanziell anders aufstellen.

Zunächst gibt es allerdings ein Loch zu stopfen. Da deutlich weniger Eintrittskarten verkauft wurden als geplant, steht für 2018 ein Minus in Höhe von insgesamt 83 164 Euro unterm Strich. Ein Teil des Problems war laut Scharfenberger der extrem heiße Sommer, in dem mancher Musikliebhaber ein schattiges Plätzchen dem Konzertsaal vorzog. Andererseits führe ein Intendantenwechsel immer zu Einbrüchen. Und der Wechsel von Festival-Vater Hermann Lewen zu Tobias Scharfenberger war der erste in der 32-jährigen Geschichte der Festspiele. Auch habe es 2018 diverse Parallelveranstaltungen gegeben.

Was auch immer den Ausschlag dafür gegeben hat, dass weniger Leute kamen als erhofft: Die an der Festival-GmbH beteiligten Kommunen sollen das Minus nun ausgleichen. Mehr noch: Sie sollen nach Wunsch der Gesellschafter, die kürzlich in einer außerordentlichen Sitzung zusammengekommen sind, für 2018 genau 100 000 Euro zusätzliche „Liquiditätssicherung“ bereitstellen. Der Trierer Stadtrat wird in seiner Sitzung am heutigen Dienstag darüber entscheiden, die Räte der anderen beteiligten Kommunen in den kommenden Wochen. Für Trier, das 30 Prozent der Anteile hält, geht es um 30 000 Euro.

Mit Blick Richtung Zukunft wünscht sich das Festival allerdings generell eine bessere Finanzausstattung. Denn Scharfenberger plant, einen Marketingspezialisten einzustellen. „Das Publikum differenziert sich. Man muss gezielter in den sozialen Medien unterwegs sein“, sagt der Intendant. Zum einen erhofft er sich, mehr Menschen aus der Region für die Konzerte zu begeistern, zum anderen will er verstärkt touristisch für das Festival werben. Ziel ist laut Stadtratsvorlage „die Erschließung des boomenden kulturtouristischen Marktes“. Andere Intendanten hätten ein bis drei Leute, die sich nur ums Marketing kümmern.

Das kostet natürlich Geld. Derzeit zahlen alle Gesellschafter zusammen jährlich 116 000 Euro Zuschuss, künftig sollen es mit einem professionellen Marketing 180 000 Euro sein. Für die hoch verschuldete Stadt Trier würde das bedeuten, dass sie sich jährlich freiwillig mit 54 000 Euro am Verlustausgleich des Festivals beteiligt. Auch darüber wird der Stadtrat heute entscheiden.

„Wenn sich das Festival ins 21. Jahrhundert weiterentwickeln soll, ist es sinnvoll, die Personalstruktur zu erweitern“, sagt Scharfenberger, der als Intendant einer von derzeit drei fest Angestellten der Festival GmbH ist. Die anderen beiden kümmern sich um Buchhaltung und das Veranstaltungsbüro. Zudem gibt es einen auszubildenden Bürokaufmann.

Was Scharfenberger dem Publikum verstärkt bieten will, sind kleinere, exklusive Konzerte, an besonderen Orten, die ein besonderes Erlebnis ermöglichen. Was die nächste Spielzeit genau bringt, zeigt sich am kommenden Freitag, wenn der Intendant ab 11 Uhr im Trierer Kasino am Kornmarkt das Programm für 2019 vorstellt. Eines hat er dem TV vorab verraten: „Es wird ganz anders.“ Ein sehr buntes Programm, das sich in mehr als 50 Konzerten dem Thema des Kultursommers „Heimaten“ widmet. Eine musikalische Reise um die Welt. „Wir werden eine breite Hörerschaft ansprechen“, glaubt der Intendant – und angesichts der aktuellen Verluste würde es die Gesellschafter sicher freuen, wenn er damit recht behält.

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