Nach Heirat Organist

Trier · Vor kurzem konnten wir lesen, dass Johann Sebastian Bach sich um eine Organistenstelle in Hamburg beworben hatte. Das war nicht das einzige Mal, dass er in den hohen Norden wollte.

1705, Bach war Organist in Arnstadt in Thüringen, beantragte er vier Wochen Urlaub, um in Lübeck den damals sehr berühmten Organisten Dietrich Buxtehude zu besuchen und von ihm zu lernen. Er bekam den Urlaub und machte sich zu Fuß auf den Weg. Ein gewaltiges Vorhaben, denn Lübeck ist von Arnstadt mehr als 300 Kilometer entfernt.

Musikgeschichten



Der Meister Buxtehude und Bach verstanden sich prächtig und wir können heute an etlichen Kompositionen ablesen, was Bach von ihm gelernt hat. Es gefiel ihm in Lübeck so gut, dass er eigenmächtig seinen Urlaub verdreifachte, also erst nach einem Viertel Jahr wieder in Arnstadt eintraf.

Gerne hätte Buxtehude, der damals schon 68 Jahre alt war, es gesehen, wenn sein junger Schüler für immer in der Hansestadt geblieben wäre. Er hatte ihm die Nachfolge als Organist an der großen Marienkirche in Lübeck angeboten. Vielleicht wäre Bach sogar auf diesen Vorschlag eingegangen, wenn es da nicht einen Haken gegeben hätte. Er wäre nämlich verpflichtet gewesen, die Tochter Buxtehudes zu heiraten. Die allerdings war, im Gegensatz zum 20jährigen Bach schon recht alt und ist wohl auch keine Schönheit gewesen. Außerdem wartete zu Hause seine Braut, Maria Barbara auf ihn. Bach befand sich mit seiner Ablehnung in bester Gesellschaft, denn zwei Jahre zuvor hatte sich auch Georg Friedrich Händel für die Lübecker Organistenstelle interessiert. Als dieser jedoch die Tochter Buxtehudes gesehen hatte, zog er seine Bewerbung schnell zurück und ging wieder nach Hamburg.

Gerhard W. Kluth

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