Nachwuchsautorin auf Erfolgskurs, Opernhaus auf der Flucht, Orchester auf Wüstentour

Wittlich/Kaiserslautern · Großer Erfolg für die aus Wittlich stammende junge Autorin Azar Mortazavi: Ihr Stück "Todesnachricht" bekam nach der Uraufführung im Theater Kaiserslautern in der Regie von Antje Schupp überall gute Kritiken. Die 26-Jährige, die am Trierer HGT Abitur machte und jetzt in Hildesheim studiert, hatte für ihr Schauspiel um einen Mutter-Tochter-Konflikt, kulturelle Differenzen und das Gefühl des Ausgegrenztseins bereits den Else-Lasker-Schüler-Stückepreis erhalten.

Mal sehen, wann Trier merkt, welch spannende Nachwuchsautorin die Region bietet.

Spannend geht es auch heute Abend im Hamburger Thalia-Theater zu. Dort wird der Terroranschlag auf das World Trade Center zum Theater-Thema. Regisseurin Sandra Strunz hat den Roman "Falling Man" des amerikanischen Kultautors Don DeLillo für die Bühne eingerichtet. Es geht um den Geschäftsmann Keith, der sich aus den brennenden Türmen rettet und traumatisiert zu seiner Ex-Frau zurückkehrt. Die Regisseurin will "eine extrem private Geschichte" erzählen, "die zugleich das Zerbröckeln einer Nation darstellt".

Zerbröckelt ist in Berlin der Bürgerentscheid für den Erhalt der beiden Traditions-Bühnen am Kudamm. Nur 13,7 Prozent der Wahlberechtigten im Bezirk Charlottenburg gingen an die Urne - 15 hätten es mindestens sein müssen. Ein privater Investor plant an der Stelle der beiden Boulevard-Theater ein vierstöckiges Einkaufszentrum, will aber unter dem Dach einen neuen Theatersaal einrichten.

Ein Theater auf der Flucht gibt es derzeit auch in Köln. Dort wird das Opernhaus für fünf Jahre saniert, und es fehlt ein festes Ausweichquartier. Zurzeit wechselt man zwischen diversen Räumlichkeiten - "Nomadentum" nennt das Intendant Uwe Eric Laufenberg. Er würde gerne in den Musical Dome am Hauptbahnhof ziehen, aber der kostet reichlich Miete. Die Politik hat die Idee ins Gespräch gebracht, ins Bonner Opernhaus auszuweichen, wo der Oberbürgermeister schon laut über Schließung nachdenkt. Für viele Kölner ist das freilich so, als würde der 1 FC künftig in Leverkusen spielen. Laufenberg droht mit Rücktritt - die Dauerkrise scheint unausweichlich.

Ob man in Qatar vernünftig Fußball spielen kann, wird seit der Vergabe der WM 2022 weltweit heftig diskutiert. Wie man in dem Wüstenemirat musizieren kann, lässt sich schon weit früher herausfinden: Am Mittwoch wurde bekannt, dass Dirigent Daniel Barenboim mit der Berliner Staatskapelle als erster ausländischer Gast im neu gebauten, opulenten Opernhaus von Doha auftreten darf. Zu Gehör gebracht werden den Scheichs und ihrem Anhang Werke von Bartok und Tschaikowsky - fraglos für ein fürstliches Honorar.

Auch Dolly Parton tritt schon lange nicht mehr für einen Whisky und Baked Beans auf - auch wenn man das bei amerikanischen Country-Ikonen gerne vermutet. 100 Millionen Tonträger hat sie verkauft, in den USA ist sie eine Göttin der Musik, nur in Europa hält man sie für eine dumme Blondine mit großem Vorbau. Ein dreifacher Irrtum: Die Sängerin, die am Mittwoch 65 wurde, ist im Original weder dumm, noch blond, noch vollbusig. Dieter Lintz

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