Nah an den Menschen

Trier · Frank Meyer, Autor, Studienberater und Lehrbeauftragter an der Universität Trier, wird anlässlich des 500. Geburtstags der Heilig-Rock-Wallfahrt im kommenden Jahr neuer Stadtschreiber in Trier.

 Frank Meyer. TV-Foto: Anke Emmerling

Frank Meyer. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Die in Trier noch junge Tradition, das Amt eines Stadtschreibers zu besetzen, folgt keinem festen Turnus. Vielmehr ist es das Bestreben des eigens dafür gegründeten Vereins Stadtschreiber Trier, sie an besondere kulturelle Großereignisse zu knüpfen. Nach Kulturhauptstadt und Quattropole in der Vergangenheit ist das nun die Heilig-Rock-Wallfahrt 2012. Wie Vereinsvorsitzender Bernd Steinmetz erklärt, soll der Stadtschreiber im Zeitraum von April bis September/Oktober in Trier leben, das Großereignis, die Stadt und die Menschen beobachten, selbst Präsenz zeigen und seine Wahrnehmungen literarisch verarbeiten.
Auf der Suche nach einer geeigneten Persönlichkeit hatte ein Fachkomitee vier Kandidaten nominiert. "Wir hatten die Qual der Wahl, denn jeder von ihnen wäre mit seiner schriftstellerischen Qualität und seinem Engagement fähig, das Interesse an Literatur und Literaturschaffen in der Trie rer Bevölkerung zu wecken", sagt Steinmetz.
Keine Hofberichterstattung


Zur Wahl standen Michael Klein aus Bad Arolsen, Redakteur des Literaturjournals Lesart und Autor von "Das weiße Schweigen", Petra Urban aus Bingen ("Die Flaneurin"), Ellen Widmaier aus Dortmund ("Spatzenkirschen") und Frank Meyer aus Primstal (Gemeinde Nonnweiler), bekannt durch seine Erzählbände "Es war mir ehrlich gesagt völlig egal" und "Raum 101 - Erzählungen über Männer". Die Entscheidung fiel für Meyer: "Ausschlaggebend war, dass er nah an den Menschen der Region ist", sagt Triers Kulturdezernent Thomas Egger. Hofberichterstattung der Wallfahrt werde von Meyer nicht erwartet, er habe alle künstlerische Freiheit. Vorgegeben sei nur, dass er in Trier wohne und arbeite, Sprechstunden abhalte und Schreibwerkstätten anbiete. Dafür gibt es eine mietfreie Wohnung und ein monatliches Stipendium in Höhe von 1000 Euro.

Ganz anders als Rajvinder Singh und Frauke Birtsch, die mit ihrer Berufung sofort ins Amt gingen, ist Meyer sehr frühzeitig zum Stadtschreiber ernannt worden. Das ist einerseits den finanziellen Unterstützungszusagen des Kulturausschusses Heilig Rock des Bistums Trier und der Stadt zu verdanken. Denn sie haben dem Verein Stadtschreiber die weitere Suche nach Fördermitteln erspart und entsprechend Unsicherheit genommen. Andererseits will man diesmal auch mehr Zeit für die Planung haben, damit die Aktivitäten des Autors nicht wie früher Einzelereignisse bleiben, sondern mit rotem Faden ins Gesamtgeschehen der Heilig-Rock-Tage eingebunden werden können.
Überrascht und glücklich


Frank Meyer zeigte sich überrascht und überglücklich über seine Ernennung, denn ihm sind die Region und Trier persönlich und literarisch sehr wichtig. "Das passt auch ganz wunderbar zur Nachricht, dass der Conte Verlag im April meinen Roman ‚Normal passiert da nichts\' herausbringt, dessen zentrale Kapitel in Trier spielen."Extra

Frank Meyer wurde 1962 in Hermeskeil geboren, studierte Anglistik, Germanistik und Niederländische Philologie in Trier und Oxford. Nach seiner Promotion und Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hildesheim wechselte er wieder an die Universität Trier, wo er als Studienberater und Lehrbeauftragter im Fach Anglistik arbeitet. Neben Übersetzungen hat er eigene Erzählungen, Kurzgeschichten und Essays veröffentlicht, ein Roman erscheint 2012. Regelmäßig bietet er Kurse in kreativem Schreiben und Schreibwerkstätten in Schulen an. ae

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort