Geschichte Ein Mann verändert die Welt

Die Moselregion kommt im Leben von Napoleon allenfalls als Fußnote vor. Der Kaiser der Franzosen hatte 1804 zwar Trier besucht und dort den Rückbau der Simeonskirche bis auf die römischen Mauern der Porta Nigra angeordnet, hatte aber höhere und weiter entfernte Ziele zu erobern als diese Grenzregion.

Ute Planert Napoleons Welt. Ein Zeitalter in Bildern, Cover

Ute Planert Napoleons Welt. Ein Zeitalter in Bildern, Cover

Foto: Verlag Theiss

Bereits 1794 waren hier französische Revolutionstruppen einmarschiert und hatten das Gebiet bis zum Rhein besetzt. 20 Jahre blieben sie. Jahre, in denen die Welt auch im Großen komplett umgekrempelt wurde: Kirchen und Klöster enteignet, die Seelsorge von Kranken, Armen und Bedürftigen auf staatliche Beine gestellt, viele Männer eingezogen zu den Kriegen, die Europa beherrschten. Aber auch die Einführung des Code civil mit der Gleichheit aller (Männer) vor dem Gesetz und der Zivilehe brachte einen gewaltigen Schub an Modernisierung. Er brachte Napoleon in der Region durchaus auch Sympathien ein, wie eine große Ausstellung „Unter der Trikolore“ 2002 im Trierer Stadtmuseum Simeonstift unter Beweis stellte.

Der Umbruch erfasste nicht nur Deutschland und Europa, sondern auch die Karibik, Ägypten und Südamerika. „In keiner Epoche drängten sich die Ereignisse so dicht wie im Zeitalter Napoleons, den Goethe als ,Held aller Völker und Zeiten’ verehrte“, schreibt  die Historikerin Ute Planet. Die Professorin der Uni Köln hat zum 200. Todestag Napoleons in dieser Woche ein Buch über dessen Welt veröffentlicht, in dem sie das ganze Zeitalter beleuchtet und die globalen Auswirkungen seines Tuns mit zahlreichen Bildern aus dieser Zeit und Karten anschaulich macht. Spannend erzählt und optisch ansprechend gestaltet belegt das Werk eindrucksvoll, wie riesig die Wirkmächtigkeit des Korsen gewesen ist, nach dessen 16-jähriger Regierungszeit nichts mehr so war wie zuvor. Anne Heucher

Ute Planert, Napoleons Welt. Ein Zeitalter in Bildern, Verlag Theiss, Darmstadt 2021, mit 150 farbigen Abbildungen und Karten, 224 Seiten, 40 Euro.

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