Neros Lust und Neros Laster

Trier · In einem halben Jahr dreht sich in drei Trierer Museen alles um "Nero - Kaiser, Künstler und Tyrann". So lautet der Titel der ersten Nero-Ausstellung Mitteleuropas, zu der 150 000 Besucher erwartet werden. Schon jetzt ist das Interesse groß.

 Die Museumsdirektoren Markus Groß-Morgen, Marcus Reuter und Elisabeth Dühr präsentieren die Nero-Ausstellung. Zu sehen sind Filmplakate ebenso wie eine Goldmünze mit Nero und seiner Mutter oder „Neros Tod“ von Wassilij Smirnow. Fotos (4): F. Vetter (1), Rheinisches Landesmuseum (1), Stadtmuseum Simeonsstift (2)

Die Museumsdirektoren Markus Groß-Morgen, Marcus Reuter und Elisabeth Dühr präsentieren die Nero-Ausstellung. Zu sehen sind Filmplakate ebenso wie eine Goldmünze mit Nero und seiner Mutter oder „Neros Tod“ von Wassilij Smirnow. Fotos (4): F. Vetter (1), Rheinisches Landesmuseum (1), Stadtmuseum Simeonsstift (2)

Foto: Friedemann Vetter (h_st )

Trier. Wer seine Mutter ermordet, Sklaven kastriert und seinen Rennplatz mit brennenden Christen beleuchtet, muss sich nicht wundern, von der Nachwelt nicht geliebt zu werden - oder (zu Unrecht) unter Verdacht zu stehen, eine ganze Stadt angezündet zu haben. Dennoch wurde Nero zum Superstar der Geschichte.
Des Kaisers Dekadenz, sein Wille zur Macht, seine Brutalität, seine Liebe zur Kunst, seine Rebellion gegen römische Sitten und nicht zuletzt die Frage, ob dieser Mann wahnsinnig war, beschäftigten zahllose Historiker, Schriftsteller, Maler und Filmemacher.
Umso verwunderlicher ist das, was Marcus Reuter, Direktor des Rheinischen Landesmuseums, über die große Ausstellung zu sagen hat, die vom 14. Mai bis 16. Oktober 2016 in Trier zu sehen sein wird. "Es ist die erste Nero-Ausstellung in Mitteleuropa", sagt Reuter nämlich.
Exponate aus ganz Europa

Neros Lust und Neros Laster
Foto: (g_kultur
Neros Lust und Neros Laster
Foto: Library of Congress (g_kultur
Neros Lust und Neros Laster
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Drei Trierer Museen werden auf 2000 Quadratmetern rund 700 Exponate aus renommierten Häusern Europas ausstellen, die sich mit sämtlichen Facetten Neros beschäftigen. "Es ist Champions League, was da zu sehen ist", verspricht Reuter. Rund drei Millionen Euro wird die Ausstellung kosten, 150 000 Besucher werden erwartet, knapp 300 Gruppen haben dem Trierer Kulturdezernenten Thomas Egger zufolge jetzt schon gebucht. Der Vorverkauf startet am 28. November. Wer zu Weihnachten ein Kombiticket verschenken will, zahlt 18 Euro. Folgendes gibt es dafür zu sehen:
Das Rheinische Landesmuseum zeigt auf 1000 Quadratmetern Neros Weg zur Macht. Die Ausstellung beginnt mit der Geburt Neros im Jahr 37 und endet mit seinem Selbstmord 68. Eines der Highlights ist die einzige erhaltene Kinderstatue Neros (Versicherungssumme: neun Millionen Euro) aus dem Louvre. Zu sehen sind 400 Exponate, die des Kaisers Leben beleuchten: Münzen, die ihn mit seiner dominanten Mutter Agrippina zeigen, Gladiatorenrüstungen, Mosaike, ein Gefäß aus Bergkristall, für das der dekadente Herrscher eine Million Sesterzen zahlte, oder Darstellungen, die ihn als Schauspieler in Frauenkleidung zeigen. Ein Tabubruch. "Das war so, als würde die Queen ins Dschungelcamp gehen", sagt der Museumschef. Ganz besonders freut er sich über Leihgaben aus Rom, die sonst niemand zu sehen bekommt, da sie im Depot lagern: Funde aus den Ascheschichten des legendären Brandes, der die Stadt im Jahr 64 zerstörte. Ungewöhnlichstes "Ausstellungsstück" wird wohl die Antwort eines namhaften Psychiaters auf die Frage, ob Nero psychisch krank war.
Das Museum am Dom beschäftigt sich auf 500 Quadratmetern mit Nero und den Christen, die er laut Museumsleiter Markus Groß-Morgen mit großer Grausamkeit verfolgen ließ - nicht aus religiösen Gründen, sondern weil er sie als Sündenbock für den Brand brauchte, den die Öffentlichkeit ihm zuschrieb. Mehr als 100 Exponate beleuchten die blutige Christenverfolgung, das römische Religionsverständnis und das Leben und Leiden der christlichen Märtyrer. Rarität der Schau ist ein Spottkruzifix, das Jesus mit Eselskopf zeigt.
"Lust und Verbrechen. Der Mythos Nero in der Kunst" heißt die Ausstellung, die im Stadtmuseum Simeonstift gezeigt wird. Filmplakate, Comics und Bierdeckel mit Nero-Bezug gibt es dort laut Direktorin Elisabeth Dühr ebenso zu sehen wie wertvolle Kunstwerke aus verschiedenen Jahrhunderten - darunter ein echter Delacroix -, die sich mit den Verbrechen befassen, die Nero begangen haben soll: Gift für den Bruder, ein tödlicher Tritt für die schwangere Frau, der Mord an der Mutter.

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