Neuanfang geglückt: Clueso reißt 1200 Konzertgäste mit

Luxemburg · Clueso hat am Freitag mit alten und neuen Songs im ausverkauften Atelier in Luxemburg 1200 Zuschauer in multiple Glückseligkeit getragen. Dennoch gab es wegen eines Songs auch mal Buhrufe.

 Der Stil ist weitgehend gleich geblieben: Clueso tritt im Atelier in Luxemburg mit neuer Band auf. TV-Foto: Nicolaj Meyer

Der Stil ist weitgehend gleich geblieben: Clueso tritt im Atelier in Luxemburg mit neuer Band auf. TV-Foto: Nicolaj Meyer

Foto: (g_kultur

Luxemburg Clueso in Höchstform tanzt den Roboter, springt auf das futonbett-hohe Schlagzeugpodest, nutzt jeden Zentimeter der engen Bühne, um freizudrehen, wie man in seiner Heimatstadt Erfurt sagt. Jedem Beat folgt eine Bewegung, sein breites Grinsen steckt an, und man merkt ihm an: Clueso performt nicht nur für Fans und Gage, er feiert den Moment. "Ich könnte ewig so weitermachen", sagt der 36-Jährige bereits im ersten Drittel seines Auftritts am Freitagabend in Luxemburg und treibt seine Band beim Song "Anderssein" an, noch ein weiteres Mal in den Refrain zu gehen.
Danach ist er so eingegroovt, dass er um einen Schnaps bittet. Der vorher angenippte Tee bleibt für den Rest des Gigs im Schatten der Verstärker stehen. Clueso wirkt befreit nach der Trennung von seinem Manager und seiner alten Band 2015.
"Ich will der [neuen] Band nicht gleich den großen Endgegner vorsetzen, sondern erst mal die ersten Levels freispielen", erzählte er im Herbst. Deshalb ging es ab Mitte Dezember zunächst auf kleine Club-Tour, im Herbst 2017 sollen dann größere Konzerte folgen.
In den ersten Reihen im Den Atelier lächeln eher jüngere Damen, wenige Schritte weiter hinten ist es gemischt und allen Alters. Zweieinhalb Stunden Ohrwurm-Spektakel, inklusive sechs Zugaben, bekommt das Publikum am Freitagabend geboten. Zum Dank trägt es Cluesos neue Band wie ein Chor bei jedem Song mit.
Wiederholt bringt Clueso, dessen bürgerlicher Name Thomas Hübner lautet, die Menge nicht nur zum Tanzen und Singen, sondern auch zum Lachen. Auch seine Udo-Lindenberg-Imitate kommen gut an: "Der Udo bewegt sich immer wie in Zeitlupe", umschreibt Clueso seinen musikalischen Weggefährten mit dem markanten Hut, wie er gelassen aus dem Auto steigt, um den roten Teppich zu betreten. Folgerichtig gibt es dann auch den gemeinsamen Hit "Cello", diesmal in einer Reggae-Version, so dass alle Füße im Club zappeln.
Nach "Freidrehen" fordern die Luxemburger lautstark den Titel "Out of Space", einige sind das von der letzten Clueso-Tour, mit alter Band, so gewohnt. Als Clueso mit einem Schmunzeln entgegnet "wir haben den Song leider mit der neuen Band nicht geprobt", reagiert das Publikum teils mit Buhrufen und humorvoll gekünzeltem Unmut. Clueso wischt das mit Anekdoten von seinem musikalischen Opa weg, beweist sich als kompletter Entertainer.
Der Titel der neuen Platte "Neuanfang", Nummer eins in den Albumcharts im Oktober 2016, animiert ebenso wie die neu formierte Band, nach Unterschieden zu suchen: Der Stil ist gleich geblieben, selbst das Bruce-Springsteen-Cover "I am on Fire" wirkt geradezu cluesorisiert, nicht nur wegen des nun eingedeutschten Textes. Diskjockey und Posaunist fehlen dem eingefleischten Clueso-Hörer vielleicht in der nun seit 2016 etwas klassischeren Rock- und Pop-Besetzung mit zwei Gitarren, Keyboarder, Bassistin und Schlagzeuger.
"Kein Nock zu gehen" singen Fans und Clueso im letzten der beiden Zugabenblöcke. Dann wagen sich Clueso und sein Drummer Tim Neuhaus im Gitarrenduo - für die letzten Songs nur noch zu zweit auf der Bühne - dann doch noch an einen ungeprobten Song: "Ich bin fürs Rollen". Neuhaus wechselt spontan aufs Schlagzeug, die steigende Dynamik elektrisiert auch den hart eingesessensten Tanzverweigerer. Dem hastig reagierenden Tontechniker merkt man an, das ist Live, das ist die packende Spontaneität, die das Konzerterlebnis über jede CD hinauswachsen lässt.

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