Neue-Musik-Festival „Rainy days“ in Luxemburg

Luxemburg · Die „rainy days“ haben sich endgültig von wohlsituierter Konzerthausmusik emanzipiert. Unter dem Motto „Flaschenpost“ findet November/Dezember eine Palette unterschiedlichster Veranstaltungen statt.

(mö) Das Vorurteil ist nur schwer auszurotten: Mit Neuer Musik verbinden fast alle schräge Klänge bei meist kleinem, elitebewussten Publikum. Dabei hat sich das Luxemburger Neue-Musik-Festival „rainy days“, das in diesem Jahr vom 27. November bis zum 6. Dezember stattfindet - zum zehnten Mal übrigens -, längst von allen Klischees emanzipiert. Es ist multikulturell und multimedial geworden und verlangt vom Besucher nur noch eine Fähigkeit: mit offenen Augen und Ohren wahrzunehmen, was manchmal auf der Bühne, manchmal im gesamten Raum und gelegentlich sogar in der Stadt geschieht. Organisator Bernhard Günther versteht das Motto „Flaschenpost“, einst Schlüsselbegriff der Frankfurter Schule um Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, ganz neu: Als Botschaften der Musik. Die sind mal deutlich und nachvollziehbar, mal fremd und geheimnisvoll, mal offensiv und überwältigend und mal versteckt und kaum wahrnehmbar.

Mit dieser Ästhetik im Hintergrund entwickeln de „rainy days“ 2009 ein Angebot, das an Vielfalt schwer zu übertreffen ist.

Gleich zur Eröffnung am 27. November hält es das Festival nicht in der Luxemburger Philharmonie. Die Besucher werden in die Stadt ausschwärmen und sich unter dem Titel „Trouvailles“ – „Fundstücke“ auf die Suche nach neun Klanginstallationen und 32 Performances machen.

Überhaupt sind die traditionellen Konzerte in der Minderzahl. Dazu gehören eine Veranstaltung des „Orchestre Philharmonique“ mit dem Motto „Messages“ (28. 11.) und Kammerkonzerte unter dem von Adorno entlehnten Titel „Die wahre Flaschenpost“ (29. 11. und 4. 12.). Traditionell ist nur die Form, inhaltlich bewegen sie sich auf der Grenze zwischen Musik und Sprache. Noch ausgeprägter gilt das für

„MS Found in a bottle“, eine Adgar Allan Poe-Lesung mit musikalischem Echo, und das Gesprächskonzert „Vous avez la parole, vous avez ma parole!“ (4. 12./5. 12.).

Spektakulärer Mittelpunkt des Festivals sind drei Multimedia-Projekte. Pascal Schumacher, Michel Wefringer und Ian Monk untersuchen unter dem Titel „CTRL variations“ das Verhältnis von Mensch und Computer (5. 12.), die Videokünstler Gast Bouschet und Nadine Hilbert erkunden eine düstere „Collision Zone“ (29. 11.) und zum Abschluss des Festivals (6. 12.) laden die Physikerin Lisa Randall, der Komponist Hèctor Parra und das Ensemble intercontemporain zu einer Reise in den Raum der fünften Dimension: „Hypermusic Prologue.“ 13 Uraufführungen in 13 Konzerten sind es insgesamt. „Besonders aufwendig und für den Besucher besonders spannend“, verspricht Bernhard Günther.

„Rainy days“ vom 27. November bis zum 6. Dezember. 13 Veranstaltungen in der Philharmonie und in der Stadt Luxemburg. www.rainydays.lu

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