Neue Perspektiven aufzeigen

PRÜM. Die Kunst als Grenzgängerin in Sachen befriedetes Europa: Zum 46.Mal stellt die "Europäische Vereinigung Bildender Künstler aus Eifel und Ardennen" (EVBK) in der Prümer Abtei aus.

Die Eifel selbst ist Bildkunst und Kunstbild. Weit reicht der Blick über die Höhen. Darüber gibt ein gewaltiger Himmel den Blick auf Unendlichkeit frei. Still ist das Land. Wer westwärts nach Belgien unterwegs ist, wo die Eifel zu den Ardennen wird, kann viele Kilometer fahren, ohne dass ihm ein Mensch begegnet. Kaum zu glauben, dass diese in sich gekehrte Region in den letzten Jahrhunderten zum Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen wurde, die ehemals friedliche Nachbarn zu Feinden machten. Die Kunst als ideale Mittlerin

Tiefe Gräben galt es denn auch zuzuschütten im Eifel-Ardennen-Raum des Nachkriegseuropa. Im sensiblen Prozess der Aussöhnung schien die Kunst eine ideale Mittlerin. Die künstlerische Vision, der Grenzüberschreitung seit jeher Pflicht ist, taugte wie kaum eine andere als Schrittmacherin des Friedens. Heute sind die Fronten aufgelöst, die Aussöhnung ist vollzogen. Die künstlerische Friedensoffensive von damals ist zur dauerhaften Institution geworden. Seit 46 Jahren hält die "Vereinigung Bildender Künstler aus Eifel und Ardennen" (EVBK) zusammen - was nicht zuletzt ihre jährliche Ausstellung in der alten Prümer Abtei demonstriert. Auch in diesem Jahr zeigen wieder 180 Künstler aus den vier Grenzregionen der Vereinigung ihre Werke. Vor allem ist Malerei zu sehen, ein wenig Plastik und Fotografie ist dabei und vereinzelt Objektkunst. Die alte Abteistadt in der Hocheifel ist das Zentrum der Vereinigung geblieben. Und was noch unverändert gilt: Die Kunst soll Hoffnungsträgerin sein wie ehedem. Nicht nur, dass künstlerische Arbeit "ein Zeugnis von Zeit und Zeitgeist" ablegt, wie EVBK-Präsident Dieter Boeminghaus sagt. "Die Kunst bleibt auch einer der Wegweiser, die in diesen Zeiten unsicherer Werte neue Perspektiven zeigen." Erfreulich viel Zuversicht geht für den Professor aus Aachen von den vielen leuchtenden Bildern der diesjährigen Schau aus. Mit Zuversicht allein ist es allerdings nicht getan. Wer durch die Bilderreihen geht, stellt ein deutliches Gefälle innerhalb der Arbeiten fest. Es überwiegt der Anteil solider klassischer Moderne, so wie beim diesjährigen Preisträger Artur Bozem. "Wir sind ständig dabei, die Qualität zu verbessern", räumt Boeminghaus ein, "was auch zunehmend gelingt". Vier Malergenerationen aus vier Ländern stellen in Prüm aus. Eine internationale neunköpfige Jury entscheidet, wer an der Schau teilnimmt. "Bei den Abstimmungen über die Zulassung bemühen wir uns um breite Mehrheiten" - so der EVBK-Chef. Die Förderpreisträger wählt eine eigene Jury von Hochschullehrern aus. "Weil die mitten unter dem künstlerischen Nachwuchs sind." Der überzeugendste Künstler dieser Schau ist der Förderpreisträger Dirk Schreiber aus Eschweiler mit seinen kleinen, aber feinen Skulpturen. Vereinigung fördert das Wir-Gefühl der Kunstregion

Ins Auge fallen auch die Arbeiten des belgischen Fotografen Willi Filz und das subtile "Schriftbild" von Marie Madeleine Bellenger aus Erkelenz. Zur Diskussion reizt das Projekt des Düsseldorfer Künstlers Frank Weidenbach, der die Mauern der Abtei beschriften will. Eine eigenwillige, realistische Antwort auf Picasso präsentiert der Belgier Johannes Wickert. Was unbestritten ist: Die Vereinigung fördert das Wir-Gefühl der Kunstregion. "Wir halten unseren Künstlern die Treue", sagt Boeminghaus. Was zudem zählt: "Wer in dieser Großstadt- fernen Region keine Kontakte zu Kunstzentren hat, kann hier ausstellen." Und noch eines leistet die Künstlergemeinschaft: Mit ihren jährlichen Sondereditionen zu 25 Euro macht sie Originalkunst zum erschwinglichen Vergnügen für Jedermann. An einer sozialen europäischen Plastik arbeitet die EVBK genau genommen. Im Eifel-Ardennen-Raum ist sie inzwischen geschaffen. Im künftig europäischen Osten muss sie erst in Angriff genommen werden. "Da würden wir gern unsere Erfahrungen einbringen", wünscht sich Boeminghaus. Bis 24. August, täglich 9.30 - 12.30 und 14 - 18 Uhr, Katalog zehn Euro.

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