Neuer Tupfer auf der Kultur-Landkarte

Saarbrücken/Trier · Eine kleine, mobile Opernkompanie, die in der Großregion Saar-Lor-Lux-Trier durch die Lande zieht und kleinere Häuser bespielt: Diese langgehegte Idee realisieren nun Künstler aus Luxemburg, Saarbrücken und Trier. Ihre erste Produktion geht diese Woche auf Tour - und kommt unter anderem in die Tuchfabrik.

Eine spontane Idee war es nicht, die der Dirigent Jonathan Kaell jetzt in die Tat umsetzt. "Seit 2005 habe ich über eine mobile Opernkompanie nachgedacht", erzählt der 35-Jährige. Ein unabhängiges, kleines Opernstudio mit flexiblen Produktionen, die mit Vor-Ort-Partnern in der Großregion realisiert werden: Das passt in die Landschaft Saar-Lor-Lux, die im Jahr vier nach der Kulturhauptstadt händeringend Projekte sucht, die die gemeinsame kulturelle Identität im Vierländereck fördern könnten.

Kaum jemand kennt die Szenerie besser als Kaell. Der Luxemburger arbeitet am dortigen Théâtre National, ist Dozent an der Saarbrücker Kunsthochschule, hat familiäre Bande nach Trier und dirigierte häufig beim Merziger Zeltfestival. Er hat die Trierer Philharmoniker geleitet, das Orchester des Saarbrücker Staatstheaters, aber auch eigene Ensembles mit dem Schwerpunkt Neue Musik.

Für die Opera mobile hat er sich mit dem Liquid Penguin Ensemble um Katharina Bihler zusammengetan, die aus der Talentschmiede der früheren Trierer Theatergruppe duke's oak stammt und mit ihrem Partner Stefan Scheib jahrelang das "Opening"-Festival in der Tufa organisierte. Ein stabiles Netzwerk - das man auch braucht, wenn man aus dem Nichts eine Produktion auf die Beine stellt, die mehr als 80 000 Euro kostet.

Produktionskosten mit Kooperationspartnern geteilt



Dieser Tagen laufen in Saarbrücken und Ettelbrück die Endproben für "Ba-ta-clan". Man hat sich für die Operette von Jacques Offenbach entschieden, weil sie musikalisch ein breites Publikum anspricht, aber als ausgesprochene Rarität auch künstlerische Herausforderungen bietet. Dazu kommt natürlich, dass man sie mit einem elfköpfigen Orchester spielen kann. "Verdi ist bei uns nicht drin", sagt Kaell, aber es wirkt nicht so, als ob ihm das leidtut.

Schließlich konnten sich Regie und musikalische Leitung im Gegensatz zu jeder Stadttheater-Produktion diesmal leisten, die Sänger für die vier Hauptrollen haargenau passend auszusuchen. So kommt der amerikanische Tenor Kenneth Godbille zu seinem Europadebüt, während die junge Saarbrücker Sopranistin Anne Kathrin Fetik die weibliche Hauptrolle übernimmt.

Offenbachs 1855 uraufgeführtes, doppelbödig-ironisches Spektakel über den Kaiser eines chinesischen Zwergenreichs, der in Wirklichkeit ein zugewanderter Franzose ist, was aber keiner merken darf, stellen Regie und Ausstattung vor eine schwierige Aufgabe. Die Komödie soll nicht bieder und altbacken rüberkommen, muss aber andererseits gerade für ein weniger Musiktheater-erfahrenes Publikum verständlich bleiben.

Katharina Bihler und ihr Liquid-Penguin-Team setzen da ganz auf ein schräges Spiel um Original und Fälschung. Herzstück des Bühnenbilds sind wandschrankartige Boxen, die sehr skurrile Auf- und Abgänge ermöglichen. In die Handlung eingebaute Kommentatoren führen durch das Geschehen.

Die Premiere von "Ba-ta-clan" steigt an diesem Freitag im Kulturzentrum Ettelbrück, wo auch die Kulissen entstanden sind. Am 15. April kommt das Stück in die Tufa - schließlich ist das Trierer Kulturbüro einer der Kooperationspartner. Weitere Stationen sind Illingen, Saarguemines und im Juni das Luxemburger Nationaltheater. Ein "Pilotprojekt" nennt Jonathan Kaell das ambitionierte Vorhaben. Soll heißen: Wenn es gut läuft, hat die Opera mobile noch einiges vor.

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