Neues Buch über die Monty Pythons Das Prinzip Anarchie

Die Show erhielt in den USA und in England gemischte Kritiken, fand aber vor allem in Deutschland ein dankbares Publikum, wie die große Zahl an Produktionen und Aufführungen gerade in diesem Land belegen.“ Die neueste läuft gerade in Trier allabendlich vor nahezu ausverkauftem Haus beziehungsweise Hof.

 Cover Monty Python

Cover Monty Python

Foto: reclam Verlag

Die Rede ist von „Spamalot“, und die Sätze finden sich in einem Buch, das sich mit der Chaos-, Chaoten- und Comedy-Truppe Monty Python beschäftigt – kurz und knapp auf 100 Seiten.

Dabei gäbe es bestimmt eine Menge mehr zu berichten über das anglo-amerikanische Sextett, das das Genre der Screwball-, Slapstick- und Nonsense-Comedy revolutioniert hat. Der österreichische Schriftsteller und Journalist Andreas Pittler, als gebürtiger Wiener nur zu vertraut mit dem schwarz-brutalen Humor der Pythons, ohne den er, wie er schreibt, „die Pubertät nicht überlebt hätte“, beschränkt sich jedoch, dem knappen Umfang geschuldet, auf die vor rund 50 Jahren begonnene Film- und Fernsehkarriere, wobei die Anarchie der Sketche wie ein Erdbeben im bis dato eher biederen britischen Fernsehen gewirkt haben musste. Deshalb wurde die Auftaktsendung am 5. Oktober 1969 vorsichtshalber erst um 23 Uhr ausgestrahlt, damit sich die erwartete Entrüstung in Grenzen hielt.

Doch rasch merkten die wagemutigen BBC-Redakteure, dass sie mit dem Sextett eine Saite zum Klingen gebracht hatten, die ganz und gar nicht auf taube Ohren stieß. Zwei Jahre später durfte Monty Python dann schon ebenso erfolgreich im deutschen Fernsehen wüten – immerhin zwei Jahre vor Michael Pfleghars „Klimbim“ (das im Kielwasser der Python-Sketche in puncto Klamauk, Absurdi- und Obszönitäten nicht hinter den britischen Vorbildern zurückstehen musste). Ausführlich, fast ein wenig zu ausführlich angesichts des knappen Platzes, widmet sich Pittler der Nacherzählung der Sketche, die Fans der Truppe ohnehin bis heute nacherzählen können.

Ein bisschen auf der Strecke bleibt dabei die Einordnung in den gesellschaftlichen wie historischen Kontext. Dass das Sextett nicht bei null angefangen hat, dass es durchaus Vorbilder gab (etwa die Marx-Brothers auf der Komik-Ebene und das absurde Theater eines Alfred Jarry, Jean Tardieu oder Eugène Ionesco auf der „seriösen“ Seite), lässt das Buch leider unerwähnt. Dafür stimmt es einen melancholischen Abgesang auf die Nach-Python-Zeit an: den frühen Tod von Graham Chapman 1989, die Streitereien innerhalb der Truppe und die überschaubaren Erfolge der Komiker, als sie nach der Trennung 1983 allein im Film- und Fernsehgeschäft arbeiteten.

Letztmalig trafen sich die überlebenden Fünf zu einem Revival im Juli 2014 auf der Bühne, und wer die Show erlebt hat, konnte sich des wehmütigen Eindrucks nicht erwehren, dass da eine Handvoll Helden nach erfolgreicher Schlacht in den Sonnenuntergang ritten. Rainer Nolden

Andreas Pittler, „Monty Python – 100 Seiten“, Reclam Verlag, 10 Euro.

Das Theater Trier zeigt derzeit open-air das Musical „Monty Pythons Spamalot“ im Quadrathof des Bischöflichen Priesterseminars. Noch zweimal ist es zu sehen, am 19. und am 20. Juni, jeweils um 19.30 Uhr.

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