Neues vom Streit der Primadonnen: Der Dezember in der Philharmonie

Luxemburg · Er gehört zu den Skandalen der Musikgeschichte: der Streit zwischen den Primadonnen Cuzzoni und Bordoni, der 1727 in London auf offener Bühne ausgetragen wurde. Im Dezember-Programm der Philharmonie erinnern Simone Kermes und Vivica Genaux an die Rivalität der Künstlerinnen.

Luxemburg. Wenn Anfang Dezember schon die Lichter glänzen und sich weihnachtliche Versöhnlichkeit verbreitet, liefert die Philharmonie Luxemburg das Kontrastprogramm. Unter dem Titel "Baroque Rivalries" erinnert sie an die Rivalität zweier Primadonnen, die im Juni 1727 auf Georg Friedrich Händels Londoner Bühne mit dem Austausch von Ohrfeigen ihren Höhepunkt erreichte. Heute heißen die Damen nicht mehr Francesca Cuzzoni und Faustina Bordoni, sondern Simone Kermes und Vivica Genaux. Und es ist zu erwarten, dass ihr Auftritt nicht mit Tätlichkeiten endet, sondern mit heftigem Applaus (3. Dezember). Natürlich singen sie die Musik barocker Starkomponisten - vor allem Händel, der damals den Streit irgendwie schlichten musste, und Johann Adolf Hasse, der die Bordoni drei Jahre später heiratete.
Im Übrigen gibt sich die Philharmonie unspektakulär, aber keineswegs uninteressant. Einen Tag, bevor sich im Konzerthaus die Weihnachtsruhe einstellt, treffen sich das Orchestre Philharmonique (OPL) und die Wiener Sängerknaben unter Leitung von David Reiland zum "Chreschtkonzert" (20. Dezember, 16 Uhr), im zweiten Teil darf das Publikum mitsingen. Die dreisprachige Präsentation (D/L/F) besorgt Camille Kerger, künstlerischer Leiter des luxemburgischen Chorinstituts INECC (der TV berichtete). Kerger ist im Dezember noch ein weiteres Mal präsent, mit einer Uraufführung. Das luxemburgische "Quatuor Kreisler" und Pianist Pascal Meyer heben sein Quintett "Fließen-Zerfließen" aus der Taufe (14. Dezember, 11 Uhr).
Aufhorchen lässt auch das Holzbläser-Ensemble "Les Vents Français" und sein aus Ravel, Ibert und Poulenc gemixtes Programm (15. Dezember). Oder Klavier-Jungstar Cathy Krier und das Kölner Gürzenich-Quartett (gleichfalls 15. Dezember). In der "Rising stars"-Reihe präsentiert das Matosinhos Quartett mit Mendelssohns a-Moll-Quartett op. 13 einen "Rising star" der Vergangenheit und hat mit José Vianna da Motta (1868-1948) einen bedeutenden portugiesischen Komponisten im Programm ( 8. Dezember). Sopranistin Christiane Karg ist mit ihrem Richard-Strauss-Liedprogramm allemal gut fürs genussreiche Zuhören (18. Dezember).
Die übrigen Veranstaltungen aber passen in die Schublade "hochrangige Konzertroutine". Dazu gehört das reichlich brave Haydn/Mozart/Beethoven-Programm des OPL (4. Dezember). Emmanuel Krivine und sein Orchester "La Chambre Philharmonique" begnügen sich mit Brahms, Schumann und Dvorak (17. Dezember). Auch Dirigent Jiri Belohlavek und das OPL präsentieren mit Schostakowitsch, Debussy und Ravel wenig Aufregendes; vielleicht setzt Solist Sergey Khachatryan im Schostakowitsch-Violinkonzert Nr. 1 neue Akzente (12. Dezember). mö
Beginn um 20 Uhr, wenn nicht anders angegeben; Karten: Telefon 00352/2632-2632, <%LINK auto="true" href="http://www.philharmonie.lu" class="more" text="www.philharmonie.lu"%>

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