Nichts geht ohne Geld

Wie geht es nach dem kulturellen Aufschwung in der Großregion weiter? Das war Thema einer Diskussion auf der "Princesse Marie-Astrid". Der Bernhard Kaster hatte sie organisiert.

Igel. Streng genommen hätte man an Ort und Stelle nur den Schiffsmotor anstellen müssen. Die "Princesse Marie-Astrid" steuerte durch die Oktobernacht vom Anlegepunkt Igel moselaufwärts, und die Orientierungsversuche der Gäste - überwiegend Politiker, Wirtschaftsvertreter und Kulturorganisatoren - endeten in Ratlosigkeit. Vielleicht war das symbolisch gemeint, denn in der Veranstaltung "Region in einem Boot", die der Trierer CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster organisierte, ging es neben dem Rückblick aufs Kulturjahr um die ungewisse Zukunft der großregionalen Kultur.Wobei die Bilanz Zufriedenheit auslöste. Octavie Modert, luxemburgische Kultur-Staatssekretärin im Ministerrang, sprach von der "überwältigenden Manifestation" und machte vorsichtig einen "Anfang von Nachhaltigkeit" aus. Eckart Köhne präsentierte die Besucherzahlen seines Konstantin-Projekts - bis jetzt 290 000! Triers Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink erhob 2007 euphorisch zu einem "unheimlich glücklichen Jahr". Kultur-Staatsminister Bernd Neumann lobte die "museale Qualität" der Konstantin-Ausstellungen. Ronald Frank schließlich lieferte für sein Römer-Spektakel nicht nur die opulente Besucherzahl von 23 000 an zwei Wochenenden, sondern hatte nämlich ermittelt, dass damit an die 1,5 Millionen Euro Umsatz in die Stadt wanderten. Hochgerechnet auf die Konstantin-Ausstellungen ergeben sich für Trier zusätzlich Einnahmen von 10 bis 15 Millionen Euro.Damit war eine etwas einseitige Zukunftsdiskussion eröffnet. Mosel-Festwochen-Intendant Hermann Lewen intonierte das Lied vom fehlenden Geld, in das die meisten Teilnehmer der von Christian Zentner moderierten Runde harmonisch einstimmten, während Bernd Neumann dazu beredt schwieg. Immerhin betonte Moderator Helmut Schröer in der zweiten Gesprächsrunde den Eigenwert von Kultur. Octavie Modert und Bernd Neumann waren sich darin einig, das Kultur eine identitätsstiftende Funktion besitze, ohne daraus konkrete Schlüsse zu ziehen.So bewegten sich die Gespräche auf dem sacht schwankenden Schiffsboden in den Nebel ungewisser Perspektiven hinein. Nur Bernhard Kaster rühmte die kulturelle Aktivität der Menschen in der Region. Daran hatte vorher niemand gedacht: Auch die beste Organisation und die üppigste Finanzierung taugen nichts, wenn in der Bevölkerung kein Interesse besteht. Meinung Kultur findet an der Basis statt Es wäre ungerecht, von einer Abendveranstaltung auf einem Flussschiff die Lösung aller kulturellen Probleme zu erwarten. Die Diskussionsforen auf der "Marie-Astrid"machten einfach nur deutlich, was noch ungeklärt ist. Wie steht es mit der staatlichen Kulturförderung angesichts der öffentlichen Haushaltslücken? Wie lassen sich bestehende Institutionen einbinden? Und nicht zuletzt: Wie ist die kulturelle Basisarbeit über die Grenzen hinweg zu fördern? Gerade darin ist manches in Bewegung gekommen, und einige Akteure sind weiter als die begleitenden Politiker. Dass der Trierer Bachchor und der Chor des Luxemburger Konservatoriums zusammenarbeiten, zeigt ja, wie positiv sich die Grundstimmung ausgewirkt hat, die vom Kulturjahr 2007 ausgeht. Auch für andere Kunstgattungen gilt: Wenn Politik die kleinen Initiativen fördert, trägt sie mehr zur Integration in der Großregion bei als mit manch einem spektakulären Konzept.

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