No Man‘s Land

(U.M.) Wo genau die Front verläuft, weiß im Bosnien des Jahres 1993 niemand mehr so genau. Auf der einen Seite jedenfalls haben die Serben ihre Panzer aufgefahren, auf der anderen liegen die Bosnier mit dem Maschinengewehr im Anschlag.

Und dazwischen verläuft - eher der Form halber - ein Schützengraben. Hier begegnen sich Ciki und Nino. Der eine will seinen Kumpel Cera retten, der auf einer Mine liegt. Der andere muss das verhindern, denn es ist sein erster Arbeitstag in Kriegsuniform.Bosnien Herzegowina hat wieder eine kulturelle Stimme. "No Man‘s Land", geschrieben, inszeniert und mit Musik untermalt von Danis Tanovic, ist der erste international etablierte Versuch der filmischen Auseinandersetzung, was da eigentlich passiert ist in den Jahren 1992 bis 95. Tanovic eröffnet diffus, in einer nebligen Nacht, als eine Patrouille vom Wege abkommt und Rast macht. Am Morgen bricht sich blutige Wahrheit Bahn - die Serben hielten ihr Nickerchen genau im Visier der Bosnier. Zwei kommen durch in den Schützengraben, der dritte stößt von anderer Seite dazu, und nun stecken sie alle gemeinsam im Dreck zwischen den Fronten. Einigkeiten entstehen; immerhin hat man früher mal gemeinsam die Schulbank gedrückt, war später in dasselbe Mädchen verknallt. Aber jetzt herrscht eben Krieg, aus möglichen Freunden sind handfeste Feinde geworden und wer auf der richtigen Seite steht, ist eine Frage der Schicksalslaune.Die Bitterkeit dieser Situation erfasst Tanovic ebenso präzise wie den unterschwelligen Galgenhumor. Leider will er über den Tellerrand hinaus und bringt die internationalen UN-Truppen ins Spiel. Die rekrutieren sich aus mitfühlenden, aber befehlsabhängigen Franzosen, technisch begabten Deutschen und Prestige versessenen Briten. Immerhin müht sich die resolute Journalistin vor Ort (Katrin Cartlidge in ihrer letzen Rolle) um möglichst neutrale Fragen, während der Offizier lieber die Sekretärin auf dem Schreibtisch vernascht.Es soll eben auch Satire mit Botschaft sein. Tanovic drückt dafür ungeschlacht auf die Farce-Tube und bringt den Film damit böse aus dem Gleichgewicht. In Amerika gab es dafür im letzten Jahr Golden Globe und Oscar für den besten Auslandsfilm. Was den Film nicht besser macht. "No Man‘s Land" jongliert mit extremen Stilmitteln und wird genau dadurch zur Predigt für die Gläubigen. Krieg ist nicht gut, schon gar nicht der unter Nachbarn. Aber das war uns auch schon vorher klar. (Broadway, Trier)

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