Nostalgischer Kinogenuss mit Stummfilm und Musik

Luxemburg · Einen Höhepunkt in der Reihe Ciné-Concerts der Luxemburger Philharmonie haben 1400 Zuschauer bei der Aufführung des Stummfilms "The Artist" erlebt. Komponist Ludovic Bource präsentierte mit dem Orchestre Philharmonique seine mit einem Oscar ausgezeichnete Filmmusik.

 Peppy Miller (Berenice Bejo) unterstützt den Stummfilm-Mimen George Valentin (Jean Dujardin). Foto: dpa

Peppy Miller (Berenice Bejo) unterstützt den Stummfilm-Mimen George Valentin (Jean Dujardin). Foto: dpa

Luxemburg. Im wahrsten Sinne des Wortes "ganz großes Kino" gibt es auf Leinwand und Bühne der Philharmonie Luxemburg. Gezeigt wird ein Stummfilm in Schwarz-Weiß, dazu spielt live ein Orchester. So muss sich Film-Erleben angefühlt haben, lange bevor es Blockbuster gab, die mit grellen, hektisch geschnittenen Bildern und ohrenbetäubenden Geräusch-Effekten aus Dolby-Surround-Anlagen die Sinne erschlagen.
Und doch - der Film "The Artist" ist ein Kind der Blockbuster-Ära, er ist 2011 in Cannes uraufgeführt worden. Autor und Regisseur Michel Hazanavicius ist bewusst gegen den Strom und Produzentenzweifel angeschwommen und mit Riesenerfolg belohnt worden. Das wundert nicht, sein Film, zu verstehen als Reflexion der Filmgeschichte und als Hommage an den Stummfilm, ist ein Knüller.
Warmherzig, feinfühlig und mit viel Witz erzählt er die Ende der 1920er Jahre angesiedelte Geschichte des Stummfilmstars George Valentin. Allzu selbstverliebt und seinen Idealen verhaftet, verweigert er sich der neuen Tonfilm-Ära. Bald ist er persönlich und materiell ruiniert. Zeitgleich strahlt ein neues Idol, das die Zeichen der Zeit erkannt und genutzt hat, immer heller. Es ist die einstige Komparsin Valentins, die in ihn verliebte Peppy Miller. Als Schutzengel im Hintergrund ermöglicht sie ihm schließlich einen Neuanfang.
Grandios, wie viel intensive erzählerische Kraft die Bilder ohne Worte haben. Nur herausragende Schauspielkunst und so kreative wie symbolträchtige visuelle Einfälle braucht es, um die komplexen inneren Entwicklungen der Personen zu verdeutlichen.

Passgenaue Klänge


Als I-Tüpfelchen fungiert jedoch die Musik. Das Orchester unter Leitung von Ernst van Tiel zeichnet mal in großer, mal in kleinerer Big-Band- oder Ensemblebesetzung passgenau Dramatik und Stimmungen mit, gönnt sich den Luxus, auch mal völlig zu verebben, um Höhepunkte der Handlung besser wirken zu lassen.
Die Vertonung transportiert authentisch Zeitkolorit und den Stil historischer Filmmusiken, erinnert an den ein oder anderen aus der Zeit bekannten Titel und bleibt manchmal als Ohrwurm haften. Insgesamt aber stiehlt sie sich unaufdringlich ins Unterbewusstsein, um dort den visuellen Eindruck der Bilder zu vertiefen.
Ludovic Bource, der dieses Meisterwerk komponiert hat, steuert am Piano die musikalische Illustration zarter Filmszenen bei. Ihm gilt ein besonders großer Teil des nicht enden wollenden Beifalls. ae

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