"Noten sind schönere Worte"

Bitburg · Das Amadeus Consort Salzburg bringt zur Salzburger Mozartnacht nicht nur die Werke des Komponisten, sondern auch die authentische Musiziertradition aus dem 18. Jahrhundert in die Region. In kleiner Streicherbesetzung und mit zwei Sängern musiziert Dirigent Konstantin Hiller am Samstag, 11. April, 20 Uhr, in der Stadthalle Bitburg - im Rahmen der Volksfreund-Jubiläumsreihe "TV live vor Ort".

Bitburg. In Salzburg spielt er an Mozarts alten Wirkungsstätten, manchmal sogar auf seinem Klavier. An diesem exklusiven Lebensgeist lässt er am Samstag, 11. April, das Bitburger Publikum teilhaben. Im Interview mit TV-Mitarbeiter Nicolaj Meyer berichtet Dirigent und Cembalist Konstantin Hiller über Kutschfahrten, Gulasch und sein Leben für Mozart.
Was können sich die Leser unter dem Ensemble des Amadeus Consort Salzburg vorstellen?
Konstantin Hiller: Wir haben verschiedene Ensembles. Mit einer Streich-Quintett-Besetzung, mit fünf Streichinstrumenten, plus Cembalo und zwei Sängern musizieren wir sowohl Original-Literatur als auch Bearbeitungen der Mozartopern.
Welches Repertoire der Musiker bekommen wir in Bitburg zu hören?
Hiller: Wir werden vor allem mit den zwei Sängern, Carolina Plickova als Sopran und Ludovik Kendi als Bariton, Arien und Duette aus Don Giovanni, Zauberflöte und Le Nozze di Figaro aufführen. Diese kleine Besetzung ist besonders interessant, weil es eben der Musiziertradition aus dem 18. Jahrhundert entspricht. Der Gedanke damals war, dass nicht jeder in die Oper gehen konnte. Deshalb wurden diese Sachen bearbeitet - als CD der Klassik sozusagen -, um die Stücke in kleinen Besetzungen auch im häuslichen Rahmen aufzuführen.
Was grenzt die Mozart-Opern von anderen Opern ab?

Hiller: Über diese Frage könnte man wohl eine Doktorarbeit schreiben (lacht). Vor allem die großen Opern haben den Vorteil, dass kongeniale Librettisten und das unglaubliche Genie von Mozart zusammengekommen sind. Das macht diese Einmaligkeit aus - gerade bei den Da-Ponte-Opern oder eben der Zauberflöte.
Was macht für Sie ein hervorragendes Konzert aus?

Hiller: Fast nur zur Hälfte, von einer gewissen Grundqualität abgesehen, die Qualität der Musik. Das Konzert ist ein Zusammenspiel aus Laune, die sowohl das Publikum als auch die Ausführenden mitbringen müssen, aber auch die Atmosphäre eines Raumes, eines Lichtes, und wie das dargeboten wird. Wie ein Gulasch. Wenn man es in einer Plastikdose serviert, in einem Atombunker, schmeckt es ganz anders als in einem schönen Restaurant, nett angerichtet. Oder von ihrer Liebsten serviert. Immer ein Gesamtprodukt!
Treibt Sie eine besondere Liebe zu den Werken Mozarts an? Woher rührt diese?
Hiller: Wir haben eine besondere Liebe, das ist unser Leben. Unsere gesamte Existenz ist darauf ausgerichtet, dass wir Mozart spielen dürfen. Wir spielen beispielsweise die kleine Nachtmusik sehr oft, bis zu 2000 Mal vielleicht schon, aber es macht immer wieder Freude. Es ist ein großes Glück, eben Mozart spielen zu dürfen und nicht permanent Stockhausen (lacht). Natürlich nichts gegen Stockhausen! Aber wir zehren wie die gesamte Stadt Salzburg unglaublich von diesem Genie Mozart. Und das Publikum bekommt mit, dass es sich nicht um einen beliebigen Komponisten handelt, sondern dass es authentisch gefühlt ist.
Gibt es Verbindungen zwischen Ihnen und Mozart, außer dem Wohnort Salzburg?
Hiller: Verwandt bin ich leider nicht. Aber wir musizieren hier in Salzburg permanent an Orten, an denen auch Mozart musiziert hat. Wir haben sogar in unserem Ensemble ein Instrument, das definitiv Constanze Mozart und womöglich sogar Wolfgang Amadeus Mozart gehört hat - ein kleines Tafelklavier. Das wir allerdings auf die Konzertreisen nicht mitnehmen können. Und naja, wir essen gerne Mozartkugeln.
Dürfen die Zuschauer sich auf ein Stück besonders freuen oder liegt Ihnen ein Stück besonders am Herzen, wenn Sie nach Bitburg kommen?
Hiller: Ich mag natürlich besonders den Don Giovanni. Das ist für mich die Oper aller Opern. Mozart zeichnet eigentlich ständig Psychogramme, also jemand der Akteure sagt etwas und das ist sehr intellektuell, aber auch herzvoll in Musik umgesetzt.
Wie würden Sie ihre eigene Rolle im Ensemble beschreiben?

Hiller: Ich bin bestenfalls primus inter pares. Ich komme natürlich von meiner Ausbildung von der historischen Aufführungspraxis. Insofern versuchen wir, der Musik auf den Grund zu gehen und immer darzustellen, warum und wie etwas komponiert wurde. Eine Komposition hat, besonders bei Mozart, nie leere Phrasen. Das ist immer Klangrede.
Mozart wird unter anderem dafür geschätzt, dass ihm in seiner Musik die Verbindung gelang des scheinbar Leichten, Eingängigen, mit dem musikalisch Schwierigen und Anspruchsvollen. Wie würden Sie ihre eigene Herangehensweise an die Musik beschreiben?
Hiller: Ich möchte immer verstehen, was da niedergeschrieben wurde. Ich weiß, dass bei Mozart kein Ton umsonst ist, jeder Ton hat eine Bedeutung, und ich sehe es als meine Aufgabe, diese Bedeutung zu erfassen und das Ganze für den Zuschauer hörbar zu machen. Noten sind schönere Worte. Und wir müssen es so begreifbar machen, dass der Zuschauer niemals das Gefühl hat, er versteht es nicht oder es sei langweilig.
Was war Ihr kuriosestes Konzert bisher?

Hiller: Das war eine ganze Konzertreihe, 2006, zum 250. Geburtstag Mozarts. Wir wollten wissen, wie Mozart selbst die Konzerte erlebt hat. Wir haben uns eine Kutsche gemietet, mit vier Pferden, und sind mit Instrumenten von Salzburg nach München gefahren - ohne Hilfsmittel. Jeden Tag haben wir rund 25 Kilometer geschafft. Abends haben wir die Instrumente ausgepackt und dann dort einfach gespielt. Es war sehr interessant, es gab auch Dinge, wie, dass wir eine Stunde zu spät zum Konzert kamen, weil die Kutsche zu langsam war. Aber niemand war gestresst, weder Musiker noch Publikum, weil die wussten: Wir sind mit der Kutsche unterwegs und konnten nicht anders.
In die Region Trier kommen Sie nicht mit der Kutsche? Gibt es etwas, worauf Sie sich hier besonders freuen?
Hiller: Genau, wir kommen mit unserem Tour-Bus. Wir waren noch nicht dort, aber freuen uns auf das Bitburger Bier und hoffen, dass die Pausengetränke dementsprechend ausgelegt sind.
Ein weiteres Konzert ist am Sonntag, 13. Dezember, in der Saarburger Stadthalle. Karten für beide Veranstaltungen gibt es im TV-Service-Center Trier, unter der Hotline 0651/7199-996 und unter www.volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort