Nur Potter lässt die Kassen klingeln

Zum Jahreswechsel stöhnten die deutschen Kinobesitzer mächtig über das Film-Jahr 2007. Auch in der Region hielt sich die Begeisterung in den Kinos zwischen Prüm, Bernkastel und Trier in Grenzen. Für 2008 hofft man auf Besserung - sonst geht in manchem Lichtspielhaus über kurz oder lang der Vorhang nicht mehr auf.

Trier. Ein Glück, dass es Til Schweiger gibt. Ohne seine "Keinohrhasen" hätten die Kinobetreiber in der Region ein paar Sorgenfalten mehr. Der deutsche Überraschungserfolg "hat uns einen fröhlichen Januar beschert", sagt Dirk Ziesenhenne vom Trierer "Broadway". Und der sei dringend nötig gewesen "nach diesem Scheiß-Kinojahr 2007". Kollege Bernhard Benischek vom Branchenriesen Cinemaxx schlägt nicht ganz so raue Töne an, aber begeistert ist er auch nicht. 2007 sei "kein tolles Jahr" gewesen, zwar mit "einigen sicheren Blockbustern", aber auch mit "viel schwer verkäuflicher B-Ware". Freilich sei der Negativ-Trend in Trier durchaus milder als anderswo im Cinemaxx-Land. Vielleicht, weil die dank der Nachbarschaft zu Luxemburg stabile Wirtschaftskraft die schlimmsten Einbrüche verhindere. Konkurrent Ziesenhenne führt die Besucherrückgänge von gut zehn Prozent auf ein Zuviel an Masse und mangelnde Klasse bei den neuen Filmen zurück. Das Publikum verliere den Überblick, übersehe gute Filme und verliere schließlich die Lust. Er zieht daraus die Konsequenz, den eingeschlagenen Weg Richtung profiliertes Programm-Kino fortzusetzen. Der Informationsfluss über das Filmangebot soll verbessert werden, vermittels einer "aufgemöbelten Homepage", die demnächst an den Start geht. Auf Qualität setzt seit Jahren auch die Eifel-Film-Bühne in Hillesheim. Themenschwerpunkte wie der Welt-Frauentag, Aktionen wie Zirkus-Kino und "Kinovino", Filmkunst wie Stummfilme mit Live-Begleitung: Besitzer Günther Runge kann einiges aufzählen. Trotzdem sind die Zeiten hart. Kein Wunder, wenn zum Beispiel die "Keinohrhasen" in Hillesheim mangels Kopie noch gar nicht gelaufen sind. Vor allem das junge Publikum setzt auf Aktualität. "Die fahren dann lieber woanders hin, als auf uns zu warten", hat Runge festgestellt. Bei "Harry Potter" ergatterte sein vielfach prämiertes 220-Plätze-Kino eine "Förder-Kopie" und konnte gleichzeitig mit dem Bundesstart loslegen. Prompt war die Bude voll. Auch Theo Riewer im Eifel-Kino-Center Prüm hat Probleme mit Start-Terminen, wenn auch ganz andere. Im Zeitalter der Internet-Piraterie werden die Starts zunehmend weltweit gebündelt, den Häusern bleibt kaum eigener Spielraum. Statt einnahmenträchtige Film-Hits übers Jahr zu streuen und damit möglichst viel Publikum zu locken, stehen sich die Kassenschlager gegenseitig auf den Füßen und klauen einander das Publikum. Trotz solchen Ärgers hat Riewer zuletzt einiges investiert und seine Technik auf Digital umgestellt. Damit ist er ein Vorreiter in der Region. "In Digital- und 3D-Technik liegt die Zukunft", prognostiziert auch Hermann Lewen, der das kommunale Kino in Bernkastel-Kues betreibt. Die neuen Möglichkeiten, ein Kino-Erlebnis zu gestalten, seien "endlich wieder ein Alleinstellungsmerkmal". Lewen ist der einzige weit und breit, der 2007 deutliche Zuwächse vermelden kann. Für ihn auch Folge eines Angebots, das sich "weg vom Teenie-Kiddie-Programm" bewegt. Kinokunst-Abende, Lady's Movie-Nächte, Oma-Opa-Enkel-Tickets, Sneak-Previews in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Jugendparlament: Das kommunale Kino mit den drei Sälen ist um unkonventionelle Ideen nie verlegen. Dennoch sieht Hermann Lewen schwierige Zeiten auf die gesamte Branche in der Region zukommen. Angesichts der unumgänglichen Investitionen in eine aufwendige neue Technik werde es für viele "immer schwerer, zu überleben". Da käme ein erfolgreiches Jahr 2008 gerade recht. Und was könnte die Kassen füllen? Da ähneln sich die Prognosen der Experten, egal ob groß ob klein, ob Stadt, ob Land: Vielleicht der deutsche Film "Die Welle" im März, wahrscheinlich "Indiana Jones" im Mai, ganz sicher der neue Bond und der sechste Harry Potter im Herbst. Wenn's gut läuft, auch der "Shrek"-Nachfolger "Kung Fu Panda" im Sommer und die "Wilden Kerle 5". Hintergrund In der Region Trier gibt es mehr Kinos, als mancher vermutet. Die Stadt Trier verzeichnet mit Cinemaxx (7) und Broadway (5) 12 Kinosäle. In Bernkastel-Kues gibt es das Mosel-Kino, in Bitburg das Skala-Kinocenter, in Daun den 2006 eröffneten Kinopalast Vulkaneifel, in Hillesheim die Eifel-Film-Bühne, in Prüm das Eifel-Kino-Center, in Wittlich das Kintim.

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