,,Nur um des schnöden Mammuts willen?"

,,Nur um des schnöden Mammuts willen?" - Natürlich nicht. Richtig muss es heißen: ,,Nur um des schnöden Mammons (= Geldes) willen…" Diese Verwechslung ähnlich klingender Wörter kann unabsichtlich geschehen. Dann entlarvt sie die Unkenntnis des Sprechers, der sich mit Fremdwörtern brüsten will. Oder sie werden mit Absicht verwendet, um Komik zu erzeugen: ,,Was sagst denn du als Konifere (statt Koryphäe) dazu?"

Trier. (jöl) Der Fachbegriff für diesen fälschlichen Gebrauch von Fremdwörtern heißt ,,Malapropismus" und ist in Anlehnung an eine Theaterfigur des englischen Schriftstellers Richard Brinsley Sheridan aus dem 18. Jahrhundert so benannt. Amüsante Beispiele dieser Art, aber nicht nur die, finden sich in dem kürzlich erschienenen Buch ,,Deutsch - die schreckliche Sprache?" von Jutta Berg-Schmitt.Ziel des umfassenden Werkes der in der Eifel beheimateten Sprachwissenschaftlerin ist es, dem interessierten Leser viele Aspekte der deutschen Sprache auf allgemeinverständliche Art nahezubringen. Da sich sprachliche Phänomene vielfach nur im Rückgriff auf vergangene Sprachstufen und auf Sprache allgemein, nicht nur ausschließlich bezogen auf die Muttersprache darstellen lassen, schlägt die Autorin einen großen sprachhistorischen Bogen und vermittelt den Lesern eine gehörige Portion Hintergrundwissen.Los geht es mit Ausführungen über die Anfänge von Sprache überhaupt beim Cro-Magnon-Menschen (vor etwa 30 000 Jahren), da er über einen - für das Auftreten von Sprache unbedingt notwendigen - abgesenkten Kehlkopf verfügt. Daraus ergeben sich weitere Fragen: Warum entwickelten Menschen auf der ganzen Welt gleichzeitig die Fähigkeit zur Sprache? Gab es eine gemeinsame Ursprache? Über diese allgemeinen Aspekte kommt Berg-Schmitt zu der Frage, wie sich Deutsch zu dem gegenwärtigen Gebilde entwickelt hat. Oder welche Position hat es heutzutage in der Welt? Zu diesem Problem erörtert die Autorin allgemeinverständlich das Aufkommen des sog. ,,Denglisch", des mit Englisch durchmischten Deutsch, sowie den abweichenden Sprachgebrauch in den deutschen Staaten zwischen 1949 und 1990. ,,Der ,Sprachkampf' zwischen Ost und West mündete schließlich in einen gegenseitigen Schlagabtausch durch Phrasendreschen… Während die Oberen sich mit ihren Sprachschöpfungen schwere ideologische Gefechte lieferten, nahm die Bevölkerung die neuen Umstände scheinbar etwas leichter, nämlich mit Humor. Kabarettisten prägten kuriose Begriffe wie den der ,geflügelten Jahresendfigur' (= Weihnachtsengel)". ,,Schrecklich" ist die deutsche Sprache selbstverständlich nicht. Äußerungen dieser Art beziehen sich meist auf das ,,Denglisch" oder die Rechtschreibreform. Zur Zukunft des Deutschen ist festzuhalten, dass das Ansehen Deutschlands bedingt durch den Zweiten Weltkrieg ,,in der Welt einen großen Knick" bekam. Doch wie die Sprachen selbst ist auch hier alles im Fluss: Seit der Wiedervereinigung hat sich die Stellung Deutschlands in der Welt ,,verändert. Es bleibt daher abzuwarten, wie sich die deutsche Sprache vor diesem Hintergrund entwickeln wird." Mit diesem offenen Ausblick beschließt Berg-Schmitt ihr Werk. Sie hat an der Uni Trier studiert und 2005 über ,,Wissenstransfer Arzneimittel - Untersuchungen zu Packungsbeilagen" promoviert.Berg-Schmitt, Jutta: Deutsch - die schreckliche Sprache? Eine Reise durch die Welt der deutschen Sprache, Books On Demand, Norderstedt, 228 Seiten.

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