Ohren-Kino zum Finale - Eifel-Literatur-Festival endet mit multimedialer Lese-Show von Frank Schätzing

Wittlich · Bestsellerautor Frank Schätzing hat dem 11. Eifel-Literatur-Festival ein effektvolles Finale beschert. Vor 1140 Besuchern im Eventum Wittlich inszenierte er eine Lesung aus seinem aktuellen Thriller „Breaking News“ als multimediales Ohren-Kino. Dazu gab es Musik der israelischen Sängerin Ofrin.

Sein Finale macht noch einmal deutlich, welch großes Spektrum an Literaturpräsentation das 11. Eifel-Literatur-Festival geboten hat. War vor einer Woche noch schlicht die Person des Benediktinerpaters Anselm Grün und sein freier Vortrag zu erleben, war es an diesem Abend eine aufwendig multimedial inszenierte Show.
Frank Schätzing hat die klassische Autorenlesung in die Neuzeit des E-Books, der Hörbücher und der Blockbuster im Kino übertragen. Das folgt konsequent seinem in Interviews geäußerten Anspruch, unterhalten zu wollen. Unterhaltsam ist das Spektakel um seinen Thriller "Breaking News" tatsächlich, allerdings auch gewöhnungsbedürftig für die, die Literaturgenuss mit Stille und der Entwicklung eigener Vorstellungskraft verbinden.

Der Soundtrack zum Buch

Die Show beginnt mit einer dröhnenden Geräuschkulisse, die aus einem Dolby-Surround-System durch den Saal flutet. Zu hören sind sich überlagernde Fetzen aus Nachrichtensendungen, das Brummen von Motoren oder die Schreie von Geiern. Es ist der Soundtrack zum ersten Kapitel von "Breaking News", das den für die Action im Buch zuständigen Kriegsreporter, Tom Hagen, einführt.
Frank Schätzing liest es, dabei ist im völlig abgedunkelten Saal nur sein vom Tablet schemenhaft beleuchtetes Gesicht zu sehen. Mit kraftvoller Stimme, dramatischer Betonung und effektvollen Kunstpausen schürt er durchaus Spannung. In der minutiösen Abstimmung mit den illustrierenden Geräuschen wirkt seine Lesung aber, als werde eine Hörbuchkonserve abgespielt.

Wenig später geht Schätzing zu einem freien Vortrag über, der mit einer Geschichtsstunde in Sachen Israel beginnt. Denn sein Buch handelt vom Nahost-Konflikt und einem seiner Hauptakteure, Ariel Scharon. Dieser Teil der Show bietet inhaltlich einige interessante Einblicke, der Autor berichtet auch über seine Recherche-Erlebnisse in Israel. Er kann Dinge erzählen, die nicht in den täglichen Nachrichten auftauchen. Da ist von persönlichen Freundschaftsbanden zwischen Israelis und Palästinensern die Rede. Auch hat Schätzing in seinen Begegnungen mit beiden Seiten eine gemeinsame Sehnsucht nach Frieden und einen verbindenden Humor zur Bewältigung des Alltags im Nahost-Konflikt ausgemacht. Bei seinen durch Jingle-Einspielungen genau getakteten Erzählungen trägt er routinierte Lockerheit zur Schau, die aber durch allzu präzise Einstudierung, sogar der Pointen, Spontaneität vermissen lässt. Kostproben des oben erwähnten Humors bringen jedoch das Publikum zum Lachen.

Atemlose Flucht vor Agenten

Dann holt Schätzing die israelische Sängerin Ofrin als Repräsentantin des jungen, modernen Israel, wie er es kennen und schätzen gelernt hat, auf die Bühne. Mit einer Stimme, die der der Isländerin Björk ähnelt, singt sie elegische Popsongs, die die Stimmung aus Schätzings Schilderungen nachhallen lassen. Auch das ist sehr effektvoll und routiniert in Szene gesetzt.

Zum Schluss taucht Schätzing noch einmal ins Buch ein, serviert das actionreiche Kapitel einer Verfolgungsjagd. Reporter Tom Hagen und seine israelische Begleiterin fliehen vor Geheimdienstleuten durch die Altstadt von Nablus. Hier geht es mit atemlosem Tempo und knalliger Geräuschkulisse mit dröhnenden Hubschraubern zu wie in Kino-Blockbustern. Man darf wirklich gespannt sein, ob diese Show die Steilvorlage für die geplante Verfilmung von Breaking News geliefert hat.

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