Oscar-Academy entschuldigt sich

Los Angeles · Eine peinliche Verwechslung, zu viel Politik und zu schwache Einschaltquoten.

Los Angeles (dpa/red) Die Oscar-Academy hat sich offiziell für die Panne bei der Verleihung des wichtigsten Filmpreises entschuldigt. "Wir bedauern zutiefst die Fehler, die während der Oscar-Verleihung in der Kategorie Bester Film gestern Abend gemacht wurden", teilte die Academy in einer Stellungnahme am Montagabend (Ortszeit) mit. "Wir bitten die gesamten Besetzungen und Crews von ,La La Land' und ,Moonlight' um Verzeihung." Die Entschuldigung gelte auch den Schauspielern Warren Beatty und Faye Dunaway, den Filmemachern und den Fernseh-Zuschauern weltweit. Beatty und Dunaway hatten einen falschen Umschlag bekommen und deshalb fälschlicherweise zunächst das Musical "La La Land" als Gewinner in der Königskategorie bester Film verkündet. Wenig später wurde korrigiert: Der wichtigste Oscar ging an das Drama "Moonlight".
Das Wirtschaftsprüfunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC), das die Abstimmung über die Preise überwacht, übernahm die komplette Verantwortung für die Panne und sprach von menschlichem Versagen.
Die Academy vertraue PwC seit 83 Jahren die Auszählung der Wahl und die Übermittlung der Ergebnisse an, heißt es in der Stellungnahme der Academy. Man habe die Vorfälle untersucht und werde nun über angemessene Konsequenzen beraten. Die Integrität der Oscars müsse erhalten bleiben. Nach Meinung von US-Präsident Donald Trump hat zu viel Politik zu der peinlichen Panne geführt. "Ich denke, sie waren so stark auf die Politik fokussiert, dass sie am Ende nicht mehr die Kurve gekriegt haben. Es war ein bisschen traurig", sagte Trump am Montag dem rechten US-Portal Breitbart News. Die Verkündung des falschen Siegers habe den Glanz der Oscars geschmälert.
Anders als erwartet war bei der Show heftige und explizite Kritik an Trump und dessen Politik ausgeblieben. US-Schauspieler Ashton Sanders, der eine Hauptrolle in "Moonlight" spielt, fand die Panne nicht schlimm. "Ehrlich gesagt: So war es noch viel aufregender", sagte der 21-Jährige dem Magazin TMZ. Fernseh-Comedian James Corden (38) verarbeitete den Patzer musikalisch. Für seine US-Show "The Late Late Show" textete der Brite einen Song von "La La Land" um und verkleidete sich als Mia Dolan, im Original gespielt von Emma Stone, die für die Rolle den Oscar als beste Hauptdarstellerin gewonnen hatte.
Mit etwas Schminke, einer Perücke, einem lila Wollpulli mit V-Ausschnitt und geschickter Montage singt Corden in dem Clip den Song "Audition (The Fools Who Dream)" nach - allerdings mit neuem Text. So heißt es "Auf die, die verloren haben, Gott, ich brauche so viel Alkohol"; es folgt eine Anspielung auf den falschen Umschlag, der zu der Oscar-Panne führte. Corden nimmt auch den Gewinnerfilm "Moonlight" aufs Korn.
Genauso könnte man scherzen, dass den Patzer wahrscheinlich gar nicht so viele gesehen haben: So wenige Menschen wie seit fast zehn Jahren nicht mehr haben die diesjährige Oscar-Gala in den USA live im Fernsehen verfolgt. Rund 32,9 Millionen Menschen sahen sich die vom Fernseh-Sender ABC übertragene Veranstaltung an, berichteten US-Medien am Montag unter Berufung auf die Datenerhebungsfirma Nielsen. Weniger Zuschauer habe es zuletzt 2008 gegeben, als 32 Millionen die Gala verfolgten - die niedrigste Zuschauerzahl seit Beginn der Erhebungen 1974. 2016 hatten 34,2 Millionen Menschen zugeschaut.
Auch in Deutschland bildete sich das Interesse am wichtigsten Filmpreis der Welt gemessen an den Einschaltquoten zurück. Wohnten der Gala im Jahr 2016 nachts noch 550 000 Zuschauer auf ProSieben bei, waren es dieses Jahr während der Live-Übertragung im Fernsehen nach Senderangaben 380 000.
Nicht eingerechnet ist die größer werdende Zahl derer, die die Show nicht im Fernsehen, sondern über mobile Geräte verfolgt haben.

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