Kunstausstellung in Trier Variationen um Glaube, Hoffnung und Liebe
Trier · Die Galerie Palais Walderdorff in Trier zeigt Arbeiten von Christoph Platz und Michael Waitz.
„Nun aber bleiben Glaube, Liebe, Hoffnung“ schrieb Paulus bekanntlich in seinem langen Brief an die Korinther. Dass man in einer schnöden, kalten Welt und ihren Absurditäten mit den drei christlichen Tugenden des Apostels nicht unbedingt weiterkommt, hat Ödön von Horváth in seinem gleichnamigen Drama eindrücklich klargestellt. Auch der Bildhauer Christoph Platz und sein Kollege, der Maler Michael Waitz, haben ihrer Ausstellung im Palais Walderdorff in Trier als Titel das apostolische Tugend-Trio vorangestellt. Dabei sind sie zumindest in ihren Bildaussagen näher an Horváth als am Urchristen aus Kleinasien.
Was sich in den Werken der beiden weltläufigen Künstler als „Glaube, Liebe, Hoffnung“ darstellt, zeugt von hintergründigem klarsichtigen Humor und einem geradezu kafkaesken Weltverständnis. Wie im Werk des Prager Autors sind auch in den Arbeiten der beiden Künstler Affen die alten und neuen Menschen. Zum Affen, der unter einem reichlich demolierten Oberhemd hervorlugt, macht sich der Mensch in Platz’ eindrucksvoller Holzskulptur „Kostüm“.
Überhaupt ist der Mensch in den Arbeiten des Bochumer Bildhauers als Verkleidungskünstler das, was sein Outfit aus ihm macht. Korsage und goldener Zylinder symbolisieren Rolle und Status. Dagegen verwandeln sich die drei berühmten fernöstlichen Affen, die traditionell als Meister der Diskretion nichts sehen, nichts hören und nicht reden, mit den schicken Handys am Kopf in soziale Autisten.
In engem Dialog mit Platz’ Skulpturen stehen Michael Waitz’ Gemälde, deren skurrile Szenen einem Phantastischen Realismus zugeordnet werden können. Als etwas Groteskes, kindlich Naives werden in den Arbeiten des Berliner Malers menschliche Hoffnung und menschlicher Glaube ins Bild gesetzt, so wie in der „Divine Pipeline“ (Göttliche Pipeline), aus der die himmlischen Botschaften in die von ihrem Besitzer hoffnungsvoll hingehaltene Schüssel tropfen. Da sind die satirischen Verweise zahlreich und offenkundig, nicht zuletzt auf christliche Kunst. Gleichwohl ist Waitz weder Berichterstatter noch Menschenverächter. „Ich will keine Geschichten erzählen“, sagt der Künstler. Alle seine Bilder und Szenerien sind Metaphern, die ihn gleichermaßen in die literarische Nähe der Parabelautoren rücken wie in die bildkünstlerischen Ideen eines Hieronymus Bosch oder der Darstellungen von Sprichwörtern eines Pieter Brueghel.
All das geschieht mit zeitgenössischen Mitteln, deren zuweilen poppige Bildsprache ebenso wie das stilisierte, auf Zeichen reduzierte Bildpersonal entfernt und kühl bleibt. Waitz enthält sich jeder emotional aufgeladenen weltverbessernden Geste. In seiner kindlichen Narrenwelt wird die unübersehbare Kritik zum heiter-fantastischen Bilderrätsel. Neben Waitz’ Gemälden sind seine satirischen Zeichnungen zu sehen, die, wie der Maler sagt, häufig als Vorstudien dienen. Eine sehens- wie bedenkenswerte Ausstellung.
Die Ausstellung ist zu sehen bis 1. Juni donnerstags bis samstags, jeweils von 14 bis 18 Uhr, sonntags von 12 bis 16 Uhr; weitere Informationen unter Telefon 0651/46824491 und auf www.gb-kunst.de