Parodien für Millionen: So war es bei Otto Waalkes in der Arena Trier

Trier · Einen hat er noch, mindestens, für fast jeden: Komiker Otto Waalkes fühlt sich auch mit 68 Jahren noch sauwohl auf der Bühne. Sein Mix aus Parodien bekannter Hits, Märchen-Adaptionen und gepflegtem Nonsens mag ein Humor-Relikt aus den 70ern sein. Aber eins, das heute noch ziemlich gut funktioniert. Das bewies Otto den 3300 Zuschauern in der Arena Trier.

 Otto in der Arena Trier.

Otto in der Arena Trier.

Foto: Andreas Feichtner

Einsam auf der Bühne, allein im Scheinwerferlicht. Da ist ein Mann, der stramm auf die 70 zugeht, was aber nur halb stimmt, weil er lieber hopst. Der blonde Resthaar-Kranz lugt unter der Baseball-Kappe hervor. Der Mann legt die Akustikgitarre zur Seite, setzt eine Panda-Maske auf und singt zum Instrumenten-Playback seine selbstgedichtete Version des Cro-Hits "Bye Bye". Diese Szenerie hört sich nach einem wahren Minenfeld an für Menschen, die sich gerne für andere Menschen schämen. So könnte es aussehen an Onkel Willis 80. Geburtstag oder bei der geschmacklich interessanten Hochzeit des alten Kollegen. Wenn traurig macht, was lustig sein soll. Muss ich jetzt lachen, weinen, mitklatschen, alles zusammen?

Bei Otto ist das anders, außer das mit dem Mitklatschen und Mitsingen. Vielleicht bringt er nicht jederzeit jeden zum Lachen, aber Otto Waalkes ist wahrlich niemand, über den man sich lustig machen müsste. Das macht er schließlich auch nicht - und das ist nur eine seiner Stärken. Egal, ob er sich in seinem Hänsel- und-Gretel-Medley musikalisch eben die rappende Panda-Visage vornimmt, ob er Helene Fischer "atemlos durch den Wald" hetzen lässt oder er Herbert Grönemeyer parodiert: "Draußen ist es bitterkalt, zwei Kinder gehen durch den Wald. Was soll das?" Was das soll?

Schon in den 70ern hat Otto Waalkes den Trouble im Hexenhaus in seiner Version auf die Bühnen gebracht, damals mit anderen bekannten Songs. Deutschlands bekanntester Ostfriese bleibt sich beim Auftritt in der gut gefüllten Arena Trier treu, auch nach einem halben Jahrhundert im Rampenlicht. Ein karges Bühnenbild reicht. Links "Dat Otto Huus" samt Ottifant, seinem Markenzeichen. Rechts der rot-gelbe Leuchtturm von Pilsum, auch durch Otto Waalkes bundesweit bekannt geworden. Dazwischen er: meist mit Gitarre, mal mit Keyboard, immer allein. So singt Otto auch das einzige Duett des Abend mit sich selbst - gemeinsam mit seiner gelungenen Lindenberg-Parodie, die im Hintergrund auf der Leinwand läuft.

Udo und Otto - auch das geht zurück bis tief in die 70er: Die beiden lebten, vor dem großen Erfolg, eine Weile gemeinsam mit Marius Müller-Westernhagen und ein paar anderen in einer Künstler-WG in Hamburg. Das ist kein Scherz, aber irgendwie lustig.

Was Otto von den arenenfüllenden Klischeewitz-Verwaltern unterscheidet: In seinen Parodien steckt immer Respekt, keine ätzende Vernichtung und kein Stoff für Empathie-Allergiker. "Für mich ist Parodie eine aufrichtige Form der Verehrung", so nannte es Otto selbst. Natürlich nicht auf der Bühne, denn da ist er voll in der Rolle seines Leben - das sympathisch überdrehte Kind, das noch einen Heidenspaß daran hat, das Publikum in den ersten Reihen mit Mehl zu bestäuben, Kohl zu bewerfen oder Wasser zu bespritzen.

Auch die abstrusen Englisch-Deutsch-Übersetzungen, sein "English for Followers" sind ganz alte Schule, mit dem Vokabular in die Gegenwart geholt. Warum ein "Selfie-Stick" nützlicher sein kann als "Slapstick"? Die Zuschauer bei Ottos "Holdrio Again"-Show wissen das. Bis auf die jüngsten, wahrscheinlich. Eigentlich habe er ja vorgehabt, in Trier mit "erotischen Liebesliedern zu begeistern", sagt Otto. Aber es seien Kinder in der Arena. "Also singe ich lieber etwas Versautes." Das macht er dann auch. Für die Kinder - einigen schenkt er vor der Pause Plüsch-Ottifanten - ist sein "Sid" aus den Ice-Age-Filmen wohl auch lustiger als die kleinen Zoten. Otto lieh dem Faultier seine Stimme.
Auf der Leinwand waren schon vor Showbeginn Erkenntnisse von Otto zu lesen, die auf die jeweilige Stadt zugeschnitten waren. So auch, dass der Trierische Volksfreund die einzige Zeitung in Deutschland ist, in der sich nie ein Fehler findet. Guter Mann, der Otto - da hat er natürlich räscht!

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