Pe Werner im Mondrausch

Trier · Das Mosel Musikfestival ließ die Pe-Werner-Fans nicht im Regen stehen. Statt im Innenhof des Kurfürstlichen Palais überraschte die Künstlerin mit viel Neuem auf der mit rotem Oleander geschmückten Bühne der Europahalle.

 Kess wie immer, jazzig wie nie: Pe Werner. TV-Foto: Rosemarie Schmitt

Kess wie immer, jazzig wie nie: Pe Werner. TV-Foto: Rosemarie Schmitt

Trier. Die rund 450 Besucher in der Trierer Europahalle kennen Pe Werner seit dem Ende der 1980er und ihrem Debütalbum "Weibsbilder". Für ihr aktuelles Konzept-Album "Im Mond-rausch" erhielt sie nun den German Jazz Award.
Gemeinsam mit ihren Musikern (Flügel, Cello, Bratsche, Violine, Kontrabass und Gitarre) swingt und jazzt sich die Künstlerin beim Mosel Musikfestival unterhaltsam, mit einer angenehm deutlichen und glockenklaren Stimme durch ihr Programm. Zwischen den Stücken plaudert sie sich in die Herzen des Publikums. Sie amüsiert sich über die häufige Frage der Journalisten, wie sie "auf den Mond" gekommen sei. Das Thema für ihr nächstes Album stünde bereits fest, "wau wau", dann würde sie sicher gefragt: "Wie sind Sie denn auf den Hund gekommen?" Aus dem unterhaltsamen, schnodderigen und provozierenden "Weibsbild" Pe Werner ist eine ernstzunehmende Sängerin geworden, die sich sicher und gekonnt auf dem Parkett des Jazz bewegt und dabei an Keckheit keinesfalls verloren hat.
Gewohnt direkt und frech ist sie geblieben, wenn sie zum Beispiel in einem Song fragt, ob der Mann im Mond am Ende doch schwul sei, oder wenn sie von der Frühlingsrolle ihres Pianisten, "dem Herrn Köhler", schwärmt, während sie sich auf dem Flügel liegend räkelt und ihm ihre 25 Kostbarkeiten anbietet. Sie habe die Äpfel schon auf das Fenster gelegt, aber was nütze es, wenn Herr Köhler nicht hinsähe, flirtet sie.
Nach einer Stunde lässt Pe Werner dann endgültig die Hosen runter: Sie verschwindet für eine kurze Zeit hinter der Bühne, um im kleinen Schwarzen und Netzstrümpfen wieder aufzutauchen. Als besonderes Geschenk für die Zuhörer präsentiert sie zwei ihrer alten Hits, die "Weibsbilder" und das "Kribbeln im Bauch", worin es heißt: "Die Zeit hat uns die Leidenschaft abgewöhnt ...".
Bei Pe Werner jedenfalls ist dies der Zeit zum Glück nicht gelungen. Sie ist eben nur etwas anders geworden, in musikalischer Hinsicht, was ihr das Publikum mit Jubel und Applaus dankte. Erst nach einem Mondlieder-Medley, fünf Zugaben und einem zweistündig pausenlosen Vergnügen lassen die Zuhörer die Sängerin gehen. Ob ihr Hotelzimmer tatsächlich mit einem müffelnden Vier-Sterne-Teppich ausgelegt ist, wie sie zuvor behauptete, bliebe noch zu klären. romi

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