Performance mit kleinem Denkanstoß

Trier · Sieben verschiedene Bands sind in der Tufa zugunsten des Jazzclubs Trier ohne Gage aufgetreten. Dabei wurde den 220 Besuchern ein Querschnitt durch die Trierer Jazzszene geboten, mit altbekannten Gesichtern, aber auch mit einer Premiere.

 Nadine Woog von Chef´´´s Secret auf der Bühne der Tufa. TV-Foto: Christina Bents

Nadine Woog von Chef´´´s Secret auf der Bühne der Tufa. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Trier. Krachend, mit verzerrtem und dröhnendem Gitarrensound verschaffen sich "Ad hoc" bei ihrem Auftritt in der Tufa die Aufmerksamkeit der Besucher. Posaune und Rhythmusgruppe setzen dazu mit einem lauten Tongewirr ein, und schließlich kommt Nils Thoma, der wie die anderen Bandmitglieder eine blonde Perücke trägt, zum Mikrofon und spricht in das Tongekrache hinein: "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen, I have a dream". Er spielte damit auf die aktuelle politische Situation in den USA mit deren neu gewähltem Präsidenten Donald Trump an. Inzwischen hat sich die Musik verändert, und immer mehr kommt die Melodie der amerikanischen Nationalhymne zum Vorschein. Das Ganze erinnert an die Gitarrenperformance "Spangled Banner", die Jimi Hendrix in Woodstock 1969 gezeigt hatte. Der anschließende Applaus macht klar, dass die Performance und der kleine politische Denkanstoß beim Publikum gut ankommen.
Ohne die blonden Perücken ging es musikalisch weiter. Mit einem leicht rockigen Anstrich und sehr gut harmonierenden Bläsern, Nils Thoma am Saxofon und Andi Haller an der Posaune. Insgesamt stand der Jazz mit seinen vielen Facetten beim Jazzgipfel im Vordergrund, südliche Lebensfreude kam genauso auf wie September Blues. Während bei "Im Süden" vom Poschenrieder-Quartett der Bass, gespielt von Stefan Zawar-Schlegel, leicht auf und ab läuft, Benedikt Schweigstill am Klavier die Tasten tanzen lässt, so dass man Fred Astaire auf dem Bordstein tanzen sieht, das Schlagzeug den Rhythmus weiter vertieft und die Töne des Sopransax wie dazwischengeworfene fröhliche Gesprächsfetzen klingen, ist man dem Süden gefühlt schon ziemlich nah.
Mit vielen Emotionen und Blues in der Stimme ging es weiter, als Ralph Brauner solo auf die Bühne trat. Zwei selbst geschriebene Songs und ein Cover von Robert Johnson hatte er dabei. Groove Improve zeigten, was man mit zwei Gitarren im Jazzbereich so anstellen kann.
Ihre Premiere feierte die Pinnbänd. Hier stand ein Vater mit seinen vier Söhnen auf der Bühne. Sie spielten in der Besetzung Klavier, Schlagzeug, Trompete, Bass - Vater Alöys griff zu Akkordeon und Saxofon. Sie spielten flüssig mit lateinamerikanischen Rhythmen. In einer ungewöhnlichen Besetzung kam FB: Fred Noll an Trompete und Flügelhorn und Benedikt Schweigstill am Piano. Wie ein Windhauch, in dem ein Drache steigt, ergänzen sich die beiden Instrumente, das Klavier getragen und die Trompete mit hellem Klang. Die sich immer wieder wiederholenden Phrasen des Klaviers wirken beruhigend, auch wenn das Tempo sich erhöht und man sich vorstellen kann, dass der Drache nun von einer Windböe erfasst wird und durch die Luft wirbelt. Im nächsten Stück wird es dann deutlich dissonanter, die Trompete wird mit starkem Hall verstärkt, so dass man fast meint, ein weiterer Trompeter stünde mit auf der Bühne.
Chef´´´s Secret bestreiten den Schluss des Abends. Mit einer Violine, die dem Quintett einen ganz eigenen Klang gibt und die mit schnellen Läufen und Einwürfen Akzente setzt, beispielsweise im September Blues. Die lebendigen Klavierläufe und die wiederkehrenden Rhythmen von Annette Naberfeld erinnern an lange andauernde Regenschauer, was eine herbstliche Atmosphäre gibt. Krankheitsbedingt mussten der Jazz- und Popchor und NillsWills ausfallen, Letztere hatten unter anderem eine Shakespeare-Vertonung im Fünfzehn-Achteltakt zum Besten gaben wollen. Dennoch erlebte das Publikum einen breiten Querschnitt durch die Trierer Jazzszene, der Lust auf weitere Konzerte macht. Nils Thoma, Vorsitzender des Jazzclubs Trier, legte den Besuchern besonders das Konzert von Anke Helfrich, Jazz-Echo-Gewinnerin 2016, am Freitag, 17. März, in der Tufa ans Herz.
Weitere Konzerte und Veranstaltungen unter <%LINK auto="true" href="http://www.jazz-club-trier.de" text="www.jazz-club-trier.de" class="more"%>

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