Perspektiven fürs Raumschiff Erde

Echternach · In der "Horizonte"-Reihe des Echternacher Kulturzentrums Trifolion dreht sich alles ums Thema Frieden. Erwartet werden Kardinal Reinhard Marx und der Publizist Alfred Grosser.

 Gabriele Krone-Schmalz.

Gabriele Krone-Schmalz.

Foto: Paul Zinken (g_kultur
 Kardinal Reinhard Marx

Kardinal Reinhard Marx

Foto: Bernd von Jutrczenka (g_kultur

Echternach "Frieden ist möglich" war in der Zeit des Nato-Doppelbeschlusses Anfang der 1980er Jahre ein Kult-Buch in Deutschland. Der Journalist und Aktivist Franz Alt übertrug darin die Botschaft der Bergpredigt auf die Weltpolitik und die Verteidigungsstrategien der Machtblöcke und kämpfte mit Worten vehement für Abrüstung. In heutigen Friedensdiskussionen stehen ganz andere Bedrohungen im Fokus: Cyberkriege, Streit zwischen den Religionen und Terrorismus als neue Bedrohung des 21. Jahrhunderts. Ralf Britten, der Direktor des Trifolion-Kulturzentrums in Echternach, ist überzeugt davon, mit dem Thema Frieden in der neuen Talk-Reihe "Horizonte" einen Nerv getroffen zu haben. Zum fünften Mal veranstaltet das Trifolion die Reihe, die sich mit internationalen Gästen aus Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft intensiv einem global interessanten Schwerpunkt widmet. Am 1. März geht die neue Runde los: Dann widmet sich ab 20 Uhr der Islamologe und Professor für Internationale Beziehungen Bassam Tibi der Frage "Europa ohne Identität?". Welche Friedenschancen und Identitätsangebote kann Europa Migranten und Flüchtlingen bieten? Das Publikum ist eingeladen, mitzudiskutieren und sich eine Meinung zu bilden.
Tibi geht der Frage nach, ob eine friedliche und friedfertige Welt im Zwischenmenschlichen wie im Bereich der Staaten möglich ist, oder ob Friede stets nur eine Utopie, als Abwesenheit von Krieg, bleiben wird. Auch die Verantwortung des Westens sowie jedes einzelnen Bürgers in seinem Umfeld soll in den Blickpunkt rücken. "Die Reihe soll zum Denken, Diskutieren und Hinterfragen anregen und so den Horizont ein wenig erweitern", erläutert Britten.
Die nächste "Horizonte"-Veranstaltung bestreiten Michael Wolffsohn und Gunnar Heinsohn (23. März). Die Politik-Experten, der Wirtschaftswissenschaftler und Soziologe Gunnar Heinsohn und der deutsch-israelische Historiker und Publizist Michael Wolffsohn, diskutieren über Konflikte im Weltgeschehen, Militärpolitik, Flucht und Migration als Ursachen. Dabei beleuchten sie sowohl die internationale Politik als auch die religiöse Instrumentalisierung des Krieges sowie die sozialen und ökonomischen Auswirkungen auf Europa und die Krisenregionen. Alfred Grosser, einer der führenden Intellektuellen jüdischer Herkunft, der vor dem Nationalsozialismus flüchten musste und 1975 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt wurde, wird am 5. April zu Gast sein. Grosser gilt als als Vermittler zwischen Frankreich und Deutschland, zwischen Christen und Juden, zwischen Europäern und Menschen anderer Nationen und trat immer wieder für ein friedliches Miteinander ein. Peter Sloterdijk hatte bereits in seinem Buch "Was geschah im 20. Jahrhundert" dargelegt, dass das "Raumschiff Erde" im Zeitalter der Globalisierung nur dann zukunftsfähig ist, wenn es gelingt, es gegen die kriegerischen Exzesse jener "extremistischen Vernunft" zu bewahren, die das vergangene Jahrhundert geprägt haben. Darüber spricht er auch am 25. April.
Weitere Gäste in der "Horizonte-Reihe sind die Historikerin und Autorin Gabriele Krone-Schmalz (11. Mai), die sich in ihrem Buch mit dem in Deutschland vorherrschenden Russlandbild befasst hat, Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, der gemeinsam mit Wolfgang Huber ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschland, der Frage nachgeht, inwiefern Religion als Kraft des Friedens oder Ursache des Krieges eine Rolle spielen kann, sowie Michael Lüders. Dieser spricht am 13. Juni in Echternach darüber, "was westliche Politik im Orient anrichtet".
Zu allen "Horizonte"-Veranstaltungen im Trifolion in Echternach gibt es einen Shuttle-Bus von Trier aus. Infos dazu unter Telefon 0651/96686432. Das weitere Kulturprogramm des Trifolion auf <%LINK auto="true" href="http://www.trifolion.lu" text="www.trifolion.lu" class="more"%>

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