Peter Maffay in Trier: Der Schlager singende Steppenwolf

Trier · Seine Fans lieben ihn seit Jahrzehnten, er ist einer der erfolgreichsten deutschen Musiker, und auch Skeptiker müssen zugeben, dass dieser Mann eine wirklich gute Show bietet. Peter Maffay, inzwischen 61 Jahre alt, lässt es immer noch krachen. Mehr als 6000 rasend begeisterte Fans feiern ihn in der ausverkauften Arena.

 Auch mit 61 Jahren voller Kraft: Peter Maffay begeistert 6000 Fans in der Trierer Arena. TV-Foto: Hans Krämer

Auch mit 61 Jahren voller Kraft: Peter Maffay begeistert 6000 Fans in der Trierer Arena. TV-Foto: Hans Krämer

Es ist im Prinzip eine simple Story. Ein 16-Jähriger hat sexuell gesehen den Glückstag seines Lebens, reißt am Strand eine heiße Dreißigerin auf und verbringt seine erste Nacht mit ihr. Und es war Sommer.

Maffay hört schon nach den ersten Worten seines Klassikers von 1979 auf zu singen und lässt es die Fans tun. "Es war ein schöner Tag, der letzte im August." Völlig egal, ob man Maffay-Fan oder Skeptiker ist: Es ist ein Erlebnis, die Arena in diesem Moment zu beobachten. Da singen Tausende einen Schlager-Schmachtfetzen, den sie heute nicht mehr mit der Kneifzange anfassen würden, würde er im Jahr 2010 auf dem Markt erscheinen.

Die Fans singen, man nimmt es ihnen sofort ab, aus Sympathie und Bewunderung für einen Mann, der 1979 eben noch ein Schlager singender Jüngling war und erst viel später zum Deutschrocker wurde. Seit "Und es war Sommer" hat Peter Maffay 14 Studioalben veröffentlicht und war mit jedem einzelnen in den Top 10 der deutschen Charts. Auf seiner Anfang November gestarteten "Tattoos"-Tour packt er alle Stationen seiner 40 Jahre umfassenden Karriere in eine dreistündige Show, getragen von seiner herausragenden Band mit Künstlern wie dem genialen Komponisten und Pianisten Jean-Jacques Kravetz, dessen Sohn Pascal und den Schlagzeug-Meister Bertram Engel. Der übrigens am Samstag Geburtstag hatte.

Die Bühne in Form eines Dreiecks bietet einen imposanten Anblick. Auf einem zweistöckigen Metallgerüst sitzen die Musiker des Volkswagen Philharmonic Orchestra und heben den Sound des Maffay-Teams auf eine hinter der Gitarrendominanz nicht immer optimal ausgesteuerte, aber dennoch schöne und stimmige Ebene. Wie sehr das Orchester die Maffay-Show 2010 prägt, zeigt sich, als der große kleine Mann die Gitarren schweigen lässt und den Titel "Ewig" nur mit symphonischer Begleitung singt.

Maffay selbst ist in Topform und meistert den dreistündigen Kraftakt ohne Schwächen. Er versteckt sich nicht hinter Band und Orchester, sondern steht vom ersten Ton an in vorderster Front. Der gebürtige Rumäne beginnt seine Show auf einer kleinen Plattform im hinteren Hallenteil, spielt dort inmitten der Fans "Steppenwolf". Erst danach fährt er, Imagepflege muss schließlich sein, mit einer Harley auf die große Bühne.

Langjährige Maffay-Fans profitieren davon, dass sein aktuelles Album "Tattoos" keine Riege neuer Titel enthält, sondern alte Monsterhits im neuen Arrangement. Und so kommen sie auch nicht erst im Zugabeteil, sondern schon wesentlich früher. "Sonne in der Nacht." Trier tobt. "So bist Du." Trier schmachtet. "Über sieben Brücken musst du gehn" und "Eiszeit". Trier singt mit. Die ausführlichen und manchmal auch selbstironischen Plaudereien mit dem Publikum bringen ihm viele weitere Punkte ein. Während er von seinen Anfängen in den 70ern berichtet, laufen alte Bravo-Titelseiten über die großen Leinwände. Maffay im knallgelben Hosenanzug mit gelben Plateauschuhen. "Was wollt ihr denn, das war damals modern." Trier lacht. Gegen Ende der Show zieht Maffay sich für vier Songs zurück und überlässt seiner Band das Feld. Und sie schlägt zu. "Addicted to Love" von Robert Palmer, "Gimme All Your lovin" von ZZ Top, "Radar Love" von Golden Earring. Die Zeit des Schmachtens ist vorbei, Trier rockt. Ganz zum Schluss kommt "Nessaja" vom 83er Album "Tabaluga oder die Reise zur Vernunft" wieder nur mit dem Orchester. Eine optisch und akustisch grandiose Show geht zu Ende. Maffay 2010 macht Spaß.

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