Pilger, Schnüffler, Bürgermeister - und eine Preisträgerin aus Trier - Frankfurter Buchmesse beginnt

Frankfurt · Autoren erleben, Bücher schnüffeln: Am Mittwoch beginnt die Frankfurter Buchmesse, die weltweit größte ihrer Art. Am Wochenende ist sie für das große Publikum geöffnet. Der TV liefert einen Blick auf einige spannende Neuerscheinungen - aus der Region und darüber hinaus.

 Buchmesse: Bücher, Bücher, Bücher - soweit das Auge reicht. Foto: Arne Dedert

Buchmesse: Bücher, Bücher, Bücher - soweit das Auge reicht. Foto: Arne Dedert

An die 300.000 Besucher, 7000 Verlage, mehr als 3000 Lesungen und andere Termine an fünf Tagen: Die Frankfurter Buchmesse beginnt, viele hundert Autoren und weitere Prominenzen werden dort zu erleben sein. Wer schon immer einmal unvermittelt in einen Nobelpreisträger stolpern wollte - hier ist er richtig.
Oder in die Trägerin des Deutschen Buchpreises: Die 1947 in Trier geborene Schriftstellerin Ursula Krechel erhielt die Auszeichnung am Montag in Frankfurt für ihren dritten Roman "Landgericht" (Jung und Jung, 29,90 Euro, TV von gestern). Mit dem Preis zeichnet der Börsenverein des deutschen Buchhandels "den besten deutschsprachigen Roman des Jahres" aus. "Landgericht", so das Urteil der Jury, sei "ein bewegender, politisch akuter, in seiner Anmutung bewundernswert kühler und moderner Roman". Die Autorin erzählt darin die Geschichte des jüdischen Richters Richard Kornitzer, der von den Nazis ins Exil gezwungen wird und im Nachkriegsdeutschland vergeblich einen Neuanfang versucht.
Frühe Ehrung in der Eifel
In der Region ehrte man Krechel bereits früher: 1994 erhielt sie den Preis des Eifel-Literaturfestivals für ihren Roman "Ein Sizilianer des Gefühls". Es war der erste Preis, der überhaupt beim Festival verliehen wurde. "Unvergessen", sagt Organisator Josef Zierden, bleibe der Einsatz des Suhrkamp-Verlegers Siegfried Unseld: Der hob befristet die Preisbindung für das Buch auf "und ermöglichte so den massenhaften Kauf preiswerter Weihnachts-Buchgeschenke". Krechel lebt längst in Berlin - aber aus ihrer früheren Heimat sind ebenfalls eine Handvoll Verlage in Frankfurt dabei. Der TV hörte und las bei einigen nach, was sie zur Messe mitbringen.Zum Beispiel beim Paulinus: "Ach, Sie sind ja aus Trier - schöne Stadt!" So sind die Reaktionen, wenn Besucher den Stand des Bistumsverlags (Halle 3.1, H 104) entdecken. "Sie verbinden mit Trier ein schönes Erlebnis", sagt Benjamin Haßler, der stellvertretende Vertriebsleiter. Ein solches soll auch der aktuelle Schwerpunktband (19,90 Euro) ins Gedächtnis rufen: Er liefert einen Rückblick auf die Heilig-Rock-Wallfahrt. Sehr schöne Bilder sind darin zu sehen, und vor allem: sehr viele Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kulturkreise. Man sieht ihnen an, wie viel ihnen die Pilgerfahrt bedeutet. Deshalb bietet das Buch auch einen Eindruck davon, wie es war, als "zusammengeführt wurde, was getrennt ist".
Ein alter Bekannter und zwei Debütanten Eine Losung, die angesichts brennender Botschaften und weiterer Ausschreitungen in Folge eines üblen Videos noch an Bedeutung gewinnt. Vor diesem Hintergrund kann man das Buch auch betrachten. Naiv? Bestimmt. Das macht aber nichts, immer cool sein ist so anstrengend.
Noch eine frohe Botschaft: Baltasar Matzbach kehrt zurück - jener zwar äußerlich wabbelige, dafür aber mit scharfem Witz von Autor Gisbert Haefs ausgestattete "Universaldilettant" und Detektiv. Der KBV-Verlag in Hillesheim veröffentlicht alle vergriffenen Matzbach-Romane und zwei neue: "Finaler Rettungskuss" ist bereits erhältlich. Ein Wiederlesen und Neuentdecken, das Anhänger des besonderen, weil nicht in einem schnarchlangweiligen Deutsch geschriebenen Kriminalromans beglücken sollte.
KBV, das heißt natürlich auch Jacques Berndorf, dessen "Eifel-Bullen" kurz nach der Messe erscheint. Und es heißt Jacques-Berndorf-Preis, gewonnen von Rosa und Thorsten Wirtz aus Nettersheim. Sie reichten ihren Erstling unter Pseudonym ein und landeten vorn. Gut so, weil Wirtz als Wochenspiegel-Redakteur in der Region bekannt ist. Und hätten die beiden unter ihren wirklichen Namen gewonnen, hätte das doch sehr nach "Eifel-Connection" gerochen. Wie übrigens auch der letztjährige Berndorf heißt.
Die beiden pinseln mit "Die Kunst der letzten Stunde" (KBV, 9,50 Euro) eine frische Farbe ins qualitativ schwankende Allerlei des Eifel-Krimis. Mit einem gemeinsam und manchmal gegeneinander agierenden Schnüffler-Ehepaar und ein paar Ideentupfern, die der eine oder andere Autor wohl auch gerne gehabt hätte.Aua, das sitzt: "Trier ist das kleinste und erbärmlichste Nest, voll mit Klatsch und lächerlicher Lokalvergötterung." Also sprach Karl Marx - zitiert gleich am Anfang von "Ein OB tischt auf" (144 Seiten, 9,80 Euro). Das Buch des ehemaligen Oberbürgermeisters Felix Zimmermann erscheint im Weyand-Verlag. Zimmermann erzählt darin stellenweise sehr unterhaltsam von seiner Zeit als Stadtchef (1980 bis 1989). Zur Premiere kommt der 79-Jährige zurück: Donnerstag, 18. Oktober, 20.15 Uhr, Mayersche/Interbook am Kornmarkt. Der Verlag ist diesmal nicht auf der Messe vertreten. Schade, bringt man doch einen Prachtband von Joseph Groben über die Mosel heraus (310 Seiten, 59,80 Euro).
Bestseller auf vier Beinen Ganz auf ein Thema - des Menschen treuesten Freund - setzt der Kynos-Verlag aus Daun-Nerdlen. Und zur Messe vor allem auf ein Buch: "Wir haben dieses Jahr einen Bestseller, nämlich ,Hundeverstand' von John Bradshaw", sagt Verlagsmitarbeiterin Gisela Rau. Die erste Auflage sei bereits ausverkauft. "Wir drucken gerade nach." Wau.