Pionier Petka unter Wölfen

TRIER. Das Philharmonische Orchester der Stadt Trier beschreitet weiter neue Wege. Die neuesten Projekte aus der Ideenschmiede am Augustinerhof: Eine Simultan-Aufführung von "Peter und der Wolf" auf deutsch und russisch sowie ein großes Konzert mit 80 Waldorf-Schülern.

"Eigentlich lag die Idee ganz nahe". Triers Generalmusikdirektor István Dénes wundert sich, "warum wir nicht schon früher darauf gekommen sind". Seit längerem gehört Prokofjews musikalisches Märchen "Peter und der Wolf" zu den beliebtesten Produktionen beim jüngeren Theater-Publikum. Aber noch nie ist es in der Originalsprache aufgeführt worden, obwohl in der Region Trier inzwischen mehrere Tausend Menschen wohnen, deren Muttersprache Russisch ist. Es waren Mitglieder des Theaters, die den Vorschlag aufbrachten. Kein Wunder, finden sich doch unter den Solisten, Chorsängern und Orchestermusikern etliche Russen. So ergriff etwa Bassist Juri Zinovenko die Initiative und kümmerte sich um ein zweisprachiges Plakat für die Aufführung am 28. Mai. Andere russische Künstler sorgten für die Verbreitung der Information, aber nicht nur bei ehemaligen Landsleuten. Denn die Veranstaltung soll keineswegs ausschließlich für Russlanddeutsche sein, deutschsprachige Besucher sind ausdrücklich erwünscht. Schauspieler Alexander Ourth trägt den Text auf Deutsch vor, Chorsänger Sergej Snegirev steuert die russische Version bei. Für Dirigent Dénes knüpfen sich persönliche Jugenderinnerungen an die Produktion, lernte der gebürtige Budapester den "Peter" aus dem Stück doch als "Pionier Petka" in einer "ideologisch eingefärbten Fassung" kennen. In Trier gibt es natürlich das Original. Ein vorwiegend jugendliches Publikum dürfte das Theater auch füllen, wenn am 21. Mai, also am kommenden Sonntag, 80 junge Waldorf-Schüler gemeinsam mit 40 städtischen Philharmoniker zu einem Sinfonie-Konzert in großer Besetzung aufspielen. Die Idee entstand aus der Begeisterung der jungen Musiker beim monumentalen Eröffnungskonzert der Arena Trier vor drei Jahren. Es sei ein "unvergessliches Erlebnis" gewesen, "in so einem großen Orchesterorganismus mitzuwirken", erinnert sich Musiklehrerin Renate Kluth. In der Folge schlossen sich die Orchester der Waldorfschulen Saarbrücken, Trier, Luxemburg und Walhausen zusammen und erarbeiteten Konzerte, unter anderem auf der Landesgartenschau. Aber es blieb der Traum, die Schüler gemeinsam mit den Profis musizieren zu lassen.Schüler und Profis im gemeinsamen Ensemble

Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Trierer Waldorfschule hat es nun geklappt. GMD István Dénes hat mehrfach auf Probewochenenden mit den Schülern gearbeitet, in dieser Woche gibt es auch gemeinsame Proben mit den Philharmonikern. Die Latte hängt hoch, will man doch mit Beethovens Fünfter, der "Finlandia" von Sibelius und Elgars "Pomp and Circumstance" recht anspruchsvolle Werke auf die Bühne des Trierer Theaters bringen. Die beteiligten Musiklehrer Hubert Paech und Michaela Wehrtmann berichten von wahren "Motivationsschüben" durch die Aussicht auf das große Konzert. Waldorf-Konzert, am Sonntag, 21. Mai, um 11 Uhr. "Peter und der Wolf", am Sonntag, 28. Mai, um 11 Uhr. Theater Trier, großer Saal. Karten zum Preis von fünf Euro unter der Telefonnummer: 0651/7181818.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort