Pioniere der geistlichen Chormusik

Schweich · Das Vokalensemble Schweich hat Hermann Simons Choralzyklus "Der Kreuzweg" auf CD aufgenommen und stellt ihn nun in vier Konzerten vor. Das wenig bekannte vierstimmige A-cappella-Werk hat viele Facetten.

 Das Vokalensemble Schweich hat sich Hermann Simons „Kreuzweg“ angenommen. Foto: privat

Das Vokalensemble Schweich hat sich Hermann Simons „Kreuzweg“ angenommen. Foto: privat

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Schweich "Sie sah ihn an, es war ihr erster Sohn. Sie sah ihn an, er war vom ewigen Thron herabgestiegen, um ihr Kind zu werden. Er, der sie schuf, damit das Heil begann." So eindringlich beginnt die vierte Station des Kreuzwegs in Hermann Simons Choralzyklus, dessen Text Ruth Schaumann geschrieben hat. Die intensive Musik wird vierstimmig a-cappella gesungen, in einer Klangsprache der Nachromantik. Jede der 14 Kreuzwegstationen ist spezifisch vertont und die Musik auf jede einzelne fokussiert. Das stellt an den Chor, in diesem Fall das Vokalensemble Schweich, hohe Anforderungen. Chorleiter Johannes Klar: "Die ganze dynamische Bandbreite vom Pianissimo bis zum Fortissimo und der zum Teil konträre Textrhythmus sowie die Artikulation sind für den Chor Herausforderungen." Für die Zuhörer ist das Stück ein Wechselbad der Stimmungen, wenn beispielsweise die Hammerschläge, mit denen Jesus bei der elften Station ans Kreuz genagelt wird, in rhythmischen Achteln näher kommen und lauter werden. Bei der fünften Station ist musikalisch umgesetzt, wie Jesus das Kreuz immer schwerer wird und man dies in schleppenden, dramatischen Viertelnoten hört, bis Simon von Cyrene ihm hilft und die Musik an Kraft gewinnt. "Es sind wirklich viele Stellen in dem Stück, die ergreifend sind", sagt Johannes Klar.
Das haben die Sänger und Besucher beim Passionskonzert im vergangenen Jahr in Kloster Himmerod erlebt. Dabei entstand die Idee, mit dem Werk, das bisher nicht auf einem Tonträger erschienen ist, eine CD zu produzieren. Im Juli hat das Vokalensemble Taten folgen lassen und an zwei intensiven Tagen das Werk in der Kirche St. Martin Schweich aufgenommen. "Die Arbeit mit dem Stück war für uns ein motivierendes Erlebnis", erzählt Klar. "Wir sind noch tiefer eingetaucht und noch mehr mit dem Werk verschmolzen."
Das Stück wird von einem Orgelpräludium in Es-Dur eröffnet. Alle Stationen leitet ein Sprecher ein. Ursprünglich hat der aus Berlin stammende Hermann Simon den Kreuzweg einstimmig für Gemeinde und Chor oder Solo mit Orgel oder Klavier geschrieben, bevor er sich an die vierstimmige Fassung gab. Uraufgeführt wurde das Werk 1945 im Aachener Dom.
Das Vokalensemble hat insgesamt 500 CDs produziert. Unterstützt wurden sie von der Pfarrgemeinde Schweich, die finanziell in Vorleistung getreten ist.
Die CD kostet 15 Euro und kann bei den Konzerten und im Pfarrbüro Schweich erworben werden. Der Erlös geht an ein Schulprojekt im Benin, das Kooperator Richard Atchadé betreut.
Konzerte in der Region: "Der Kreuzweg" von Hermann Simon wird aufgeführt am Sonntag, 2. April, um 16 Uhr in der Kirche in Zeltingen-Rachtig, am Sonntag, 9. April, um 15.30 Uhr in der Kirche in Klausen und am Freitag, 14. April, um 20 Uhr in St. Martin in Schweich. Der Eintritt ist frei.
DAS VOKALENSEMBLE ST. MARTIN SCHWEICH


Extra

Das Vocalensemble Schweich entstand 1989 aus dem Wunsch von Sängern, die dem Jugendchor entwachsen waren, ihre musikalische Zusammenarbeit mit anspruchsvoller Chorliteratur fortzusetzen. Der Chor hat momentan fast 30 Mitglieder. Leiter ist Johannes Klar. Das Repertoire umfasst vier- bis achtstimmige Kompositionen aller Schwierigkeitsgrade. Schwerpunkt sind Werke aus Renaissance, Romantik und Moderne.

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