Plüschig, prollig, publikumsnah

Sie ist nach eigenen Worten als "ungewürzter Broiler zwischen Senf und Mayo" auf die Welt gekommen: Cindy aus Marzahn. Die Comedian mit Berliner Schnauze war mit ihrem aktuellen Programm in der Arena Trier - vor ausverkauftem Haus, wie sie es bundesweit gewohnt ist.

Trier. Meine Güte, ist das ein Brummer! Ein Meter neunzig groß und mit einer Hüfte ausgestattet, bei der "Frau Cindy" nach einer erfolglosen Fettabsaugung noch immer darauf wartet, dass die Schwellung zurück geht. So kolportiert es jedenfalls Ilka Bessin, die als Cindy die prollige Langzeitarbeitslose aus Marzahn mimt. Die deutschen Säle wären bei ihren Auftritten nicht rappelvoll gefüllt, würden sich nicht viele Menschen in Cindy wiederfinden. So sind auch etliche Frauen in der Arena in plüschige rosafarbene Hausanzüge gekleidet. Viele Frauen tragen ein Diadem, eine Hommage an "Prinzessin" Cindy. Mit ihrem Erscheinen auf der Bühne springt der gesamte Hofstaat von den Stühlen, klatscht wie verrückt und jubelt.

"Ach, is det schön hier!", seufzt Cindy und schafft gleich ein bisschen Lokalkolorit, indem sie zwei Geburtstagskinder aus Luxemburg und Trier auf die Bühne holt. Dass eines davon Jean-Marie heißt und nach Cindys Geschmack deshalb "schwul" klingt, führt zu kräftigen Lachern im Publikum. "Die Leute wissen das ja aus dem Fernsehen, was für Ausdrücke hier fallen und dass man vorgeführt wird", sagen später zwei Teenager achselzuckend. So kalauert sich Cindy durch den Abend. Auf der Suche nach ihrem Traummann erzählt sie aus ihrem Leben und kokettiert mit ihrem Übergewicht. "Ich habe Diät gemacht, und zwar gleich drei: Von einer wirste ja nicht satt!" Ob sie früher in der DDR auch Fleisch zu essen bekam, habe sie ein Verehrer gefragt "Nee, ick bin von Baumrinde so fett jeworden!", ist Cindys trockene Antwort. Beharrlich zupft sie an ihrem zu knappen Oberteil, macht einen auf rührselig, um im nächsten Moment als Plattenbau-Proll in die Halle zu brüllen. Allerdings: Sie nimmt sich auch selbst auf die Schippe. Schlagfertig und spontan ist die 38-Jährige allemal - und könnte bei diesem Potenzial ohne ihre vulgäre Sprache in einer ganz anderen Liga aufspielen. "Es ist nicht schlecht, aber ich fand ihr früheres Programm besser, da war mehr Ironie und Selbstironie drin", meint die angehende Physiotherapeutin Anja Kaufmann (17) aus Ferschweiler. "Ich würde nicht noch mal hingehen", ergänzt ihre Begleiterin, die Jurastudentin Vera Schwaller (21) aus Bitburg. "Dann lieber zu Mario Barth."

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