Poetisch, kraftvoll, träumerisch

Wittlich · Mit einem Auftritt der Pianistin und Sängerin Olivia Trummer hat der Jazzclub Wittlich seinem "Women in Jazz"-Konzept der vergangenen Saison noch nachträglich eine Perle hinzugefügt. Im Casino Wittlich bezauberten die junge Musikerin und ihr Trio das Publikum mit feinem, formvollendet ästhetischem Jazz in einer leuchtenden Intensität.

 Jazzsängerin Olivia Trummer bezaubert ihr Publikum in Wittlich. TV-Foto: Anke Emmerling

Jazzsängerin Olivia Trummer bezaubert ihr Publikum in Wittlich. TV-Foto: Anke Emmerling

Foto: Anke Emmerling (ae) ("TV-Upload Emmerling"

Wittlich. Kaum ist Olivia Trummer auf der Bühne, nimmt sie ihr Publikum schon gefangen. Der Bann geht vom mädchenhaften Charme der erst 30-Jährigen, vor allem aber von ihrer Stimme aus. Sie ist von ungewöhnlicher Klarheit, zart und dennoch extrem ausdrucksstark.
Zu Beginn erreicht sie eine sehr lyrische Qualität in der nur vom Piano begleiteten Ballade "Fly Now", Titelstück vom fünften Album der Künstlerin. Aber sie kann auch anders. In "Morgentanz" oder "Stehaufmännchen" ist sie von frischer, unbeschwerter Leichtigkeit. Hier verbreiten schön kolorierte Scatpassagen ein Bild, als tanze da jemand fröhlich trällernd durch den Tag.
Olivia Trummer verarbeitet in ihren Balladen und Instrumentaltiteln eigene Befindlichkeiten und Erlebnisse. Immer schwingt eine optimistische Grundnote mit, vieles ist auch träumerisch. Ihre Kompositionen bestechen durch melodiöse Ästhetik und Sensibilität. Sie sind sehr rund und dramaturgisch ausgefeilt, aus klaren Grundthemen entwickeln sie eine feine, aber starke innere Dynamik.
Für diese Musik sind Paul Kleber am Kontrabass und Rainer Winch am Schlagzeug kongeniale Trio-Partner. Sie weben ein differenziertes rhythmisches Gespinst, das wunderbar die Balance zwischen Behutsamkeit und Prägnanz hält. Auf diese Weise werden die Zuhörer abwechselnd von packendem Groove mitgerissen oder in sanfte Meditation versetzt.
Zum Genuss trägt entscheidend bei, dass hier nichts aufgesetzt oder durch Effekthascherei erzwungen ist, alles wirkt ganz natürlich und authentisch. Dahinter steht die Souveränität einer, der die Musik in die Wiege gelegt worden ist. Olivia Trummers Eltern sind Pianisten, sie ist klassisch ausgebildet und hat fünfmal Bundespreise bei "Jugend musiziert" gewonnen. Später kamen weitere Preise und Stipendien, unter anderem für ein Masterstudium in New York, dazu.
Die Begegnung mit der amerikanischen Metropole spiegelt sich nicht nur thematisch in ihren Stücken wider, sie schlägt sich auch stilistisch nieder. Die Klassik bricht ebenfalls immer wieder durch, sei es als Fragment in einer Jazz-Improvisation oder gar als Neubearbeitung, zum Beispiel der Partita Nr 1. von Johann Sebastian Bach. Ein Glücksfall, dass der Jazzclub Wittlich dieses großartige Talent eingeladen hat. ae

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