Potenzial nicht ausgenutzt

Ein Fernsehteam ist auf der Suche nach Material für eine Doku-Soap über das (fiktive) Wiener Problemviertel Rudolfsgrund. Dessen Charakter habe sich durch den Zuzug von Migranten zum Negativen verändert, so die These.

Wie ärgerlich für das Fernsehteam, dass in Rudolfsgrund die Welt ganz okay ist.
Doch bei der Recherche begegnet es Benny und Marko, die zwar als Schauspieler arbeiten, aber nicht gerade vom Erfolg verwöhnt sind. Beider Migrationshintergrund ist bestenfalls noch kommunikativ reproduzierbar.
Aus einer Laune heraus beschließen die beiden, dem Filmteam jene Bilder zu liefern, nach denen es verlangt.
Die Choreographie mehrfach vernetzter und gegeneinander verschobener Projektionen ist scharfsinnig konstruiert, jongliert humorvoll mit Klischees und verfügt über ein treffliches Timing. Je länger der Film aber dauert, desto deutlicher wird, dass er jenseits seiner cleveren Ausgangsidee keinen Plan hat.
In die Mediensatire mischen sich private Konflikte, und die "Milieustudie" verläuft sich in Gags um Ignoranz. Fürs Finale hat der Film noch einige Pointen in der Hinterhand. Sie erzählen (auch) davon, dass die Entlarvung bestimmter Sendeformate als "Fake" nicht vor deren Preiswürdigkeit schützt.
Ulrich Kriest, KNA
Der Film läuft im Trierer Broadway.

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