Prächtig, venezianisch, barock

Bernkastel-Wehlen. Erstaunte Gesichter sah man allenthalben bei der Zugabe, mit der das Konzert des "Venice Baroque Consort" bei den Mosel Festwochen im Kloster Machern beendet wurde. Dieser Dank der Musiker an ein begeistertes Publikum überraschte selbst den Intendanten des Festivals, Hermann Lewen: Denn die bekannte Sopranistin Simone Kermes betrat die Bühne.

Dass der Abend mit der Kammermusikformation des Venezianischen Barockorchesters unter der Leitung von Andrea Marcon etwas Besonderes werden würde, davon konnte man ausgehen. Auch im Kloster Machern brachten Marcon und seine Mitstreiter einen frischen Wind in die venezianische Musik des 16. und 17. Jahrhunderts. Nicht nur, dass er der Öffentlichkeit immer wieder neue Werke präsentieren kann und damit unter Beweis stellt, dass es hier einen unglaublichen Schatz zu bergen gibt. Die Art, wie er mit seinem Orchester die sattsam bekannte Literatur interpretierte, war einfach aufregend. Als Marcon zusammen mit den Geigern Luca Mares und Massimiliano Tieppo, dem Cellisten Francesco Galligioni und dem Lautenisten Ivano Zanenghi anhoben, Antonio Vivaldis d-Moll Sonate über das berühmte Thema "La Follia" zu spielen oder das Lautenkonzert in D-Dur, RV 93, eröffnete sich für die Zuhörer eine neue Welt. Da sprach aus jeder Note eine neue, so noch nicht erlebte Lebendigkeit. Schon nach wenigen Takten waren Vorurteile, wie "Wenn man ein Konzert des Venezianers kennt, kennt man auch alle anderen", weggeblasen. Hier fügten sich filigrane Tongebung, meisterhafte Technik und ein liebevolles Gespür für barocke Klangpracht optimal zusammen. Dies galt nicht nur für Vivaldi, sondern auch für die anderen Komponisten der Lagunenstadt, wie Arcangelo Corellis G-Dur Sonate, Opus II Nr. 12 oder Nicola Mattheis F-Dur-Sonate für zwei Violinen und Basso continuo. Begeisterung aber löste nicht nur das klangliche Ergebnis, sondern auch der Umgang des Quintetts miteinander aus. Man sah förmlich die Funken der Begeisterung auf der Bühne fliegen. Als Zugabe erklang dann "Lascia ch'io pianga", die Arie aus der Oper Rinaldo von Georg Friedrich Händel. Plötzlich erhob sich aus dem Zuschauerraum ein glockenklarer, perfekt zum Ensemble passender Sopran, der dem Konzert das berühmte Sahnehäubchen verpaßte. Im Publikum befand sich die Sopranistin Simone Kermes, die in Vallendar lebt und auf allen großen Bühne der Welt zuhause ist. Spontan hatte sie mit dem Ensemble in der Konzertpause verabredet, dass sie die Zugabe mitgestalten werde. Stehender Applaus und die Zusage von Hermann Lewen, sich um einen Konzerttermin mit Simones Kermes zu bemühen, war die Folge dieses Überraschungsauftritts.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort