Präzise Tänze und eine große Portion Humor

Luxemburg · Staunen, Lachen, Versunkenheit: Die Emotionen, die Gauthier Dance mit dem Stück "Lucky Seven" im Luxemburger Grand Théâtre ausgelöst haben, waren vielfältig. Das Publikum sah eine präzise getanzte, moderne Ballettshow.

Luxemburg. Der Abend beginnt ungewöhnlich: Eric Gauthier, Leiter der Tanzkompanie Gau thier Dance, begrüßt die etwa 800 Zuschauer im Luxemburger Grand Théâtre höchstpersönlich. Gut gelaunt erzählt er von sich, seiner Kompanie, der Aufführung. "Lucky Seven", sagt Gau thier, das seien sieben eigenständige Tänze, die vor allem ein Ziel haben: Die Zuschauer sollen am Ende "lucky", also glücklich, nach Hause gehen. Und die sieben Stücke haben es in sich - und zeigen von Anfang an die tänzerische Bandbreite der Kompanie.
Da ist das sanfte Stück "Ligety-Split" von Alejandro Cerrudo, in dem sechs Tänzer das Publikum mit wunderschön fließenden Bewegungen in Staunen versetzen. Besonders gut ist das Zusammenspiel, wenn die Tänzer aus ihren zeitversetzten Figuren heraus plötzlich in eine perfekte Synchronität verfallen.
Liebe, Schmerz und eine Parodie


Um die Beziehung eines Paares geht es in Hans van Manens "The Old Man an Me". Mit einer Bank als einzigem Bühnengegenstand demonstrieren Eric Gauthier und Anna Süheyla Harms Zuneigung und Abwendung in einer perfekt getanzten Mischung aus Clownerie - die beiden pusten sich wie Luftballons gegenseitig auf - und klassischem Ballett.
Das Spiel mit Händen und Füßen zeigt sich in Mauro Bigonzettis Duett "Pietra Viva", das der Italiener extra für die Tanzkompanie choreographiert hat. Die vielen Berührungen der Füße, das Tanzen unter ständigem Blickkontakt verleihen dem Stück eine eindrucksvolle Körperlichkeit.
Um den Körper dreht sich auch Eric Gauthiers Choreographie "Punk Love", das die Beziehung eines Tätowierers zu seinem Kunstwerk darstellt. Von nahezu schmerzhaft bis sinnlich reichen die ausgelösten Emotionen - wenn Armando Braswell seiner Duett-Partnerin Garazi Perez Oloriz mit seinem Finger wie mit einer Tätowiernadel über den Körper fährt, sie sich seinen kraftvollen Bewegungen hingibt.
Doch auch humoristische Einlagen fehlen nicht. Bei "Lucky Seven" hat das Publikum einiges zu lachen - und tut das auch herzlich. Über die mechanisch-abgehackten Bewegungen beim Duett "Shutters Shut", bei dem lediglich ein Gedicht von Gertrude Stein als Untermalung dient. Dabei erscheinen die beiden Tänzer Armando Braswell und Rosario Guerra mit ihren sich immer wieder gleichenden Posen wie in einem grotesken Zwiegespräch miteinander.
Als Parodie erweist sich "Sechs Tänze" von Jirí Kylián. In pompösen Kleidern, mit übertrieben gepuderten Perücken und weiß geschminkten Gesichtern nehmen die Tänzer die Lebensweisen zur Zeit Mozarts aufs Korn. Und Eric Gauthier beeindruckt in seinem Stück "Air Guitar" nicht nur als hervorragender Tänzer, sondern auch als lustiger Luftgitarrenspieler.
Bei all der Komik bleibt der Tanz aber nie auf Strecke. Gau thier Dance erweist sich nach "Poppea/Poppea" im vergangenen Jahr erneut als erfrischendes Ensemble, das sein Handwerk perfekt beherrscht. Einziger Wermutstropfen: Nach jedem Stück wird der Saal erleuchtet. Dadurch wird das Publikum etwas unruhig.
Am Ende: Stehende Ovationen - und 800 Besucher, die glücklich nach Hause gehen.

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