Präzision und künstlerischer Gleichklang
Luxemburg · Im Saison-Eröffnungskonzert der Luxemburger Philharmonie vollbrachten Pianist Yefim Bronfman und das Amsterdamer Concergebouw-Orchester unter Daniele Gatti bei Lutoslawski, Bartok und Prokofjew Glanztaten.
Luxemburg. Der Einstieg in Béla Bartóks Klavierkonzert Nr. 3 klingt wie ein künstlerisches Programm. Vor dem sacht bewegten Klang-Hintergrund der Streicher spielt Solist Yefim Bronfman den gezackten Rhythmus des Hauptthemas präzise aus - und doch: der Pianist vermeidet alle rhythmischen Schärfen. Sein Bartók hat Wärme und Gelassenheit, klingt, wie ein einziger, großer Gesang. Wie schlicht, wie volkstümlich und doch mit welcher Statur spielt er die vollgriffigen Choral-Klavierakkorde im langsamen Satz, und wie subtil gelingen ihm die bewegten Rhythmen und die groß angelegten Passagen im Finale!
Bronfman und das Concertgebouw-Orchester Amsterdam unter Daniele Gatti harmonieren perfekt. Nicht nur die Präzision im Zusammenspiel von Solist und Orchester besticht - obwohl die beispielhafte Transparenz im heiklen Fugato des Finales Anlass genug gibt zu Bewunderung.
Es ist mehr: der künstlerische Gleichklang, dieses kammermusikalische Miteinander, dieses gemeinsam ausschwingende, feinsinnige Musizieren, das Solist und Orchester verbindet. Und im Licht dieser Interpretation entfaltet Bartóks Spätwerk seine wunderbar milde, fast schon überirdische Schönheit - eine liebevolle Einladung zum Miterleben und Mitempfinden.
Und dazu dieses Orchester! Es bringt eine bestechende Noblesse mit - in der kontrollierten, von überbordender Üppigkeit und spröder Präzision gleich weit entfernten Klangkultur, in der unforcierten Präsenz. Dirigent Daniele Gatti feilt an den Nuancen, setzt mit schwingender Gestik Akzente, motiviert immer wieder mit ausgestreckter, geöffneter Hand zum freien, offenen Musizieren.
Das dichte Klangnetz von Witold Lutoslawskis "Musique funèbre" entfaltet sich zu einer düster abgeblendeten Trauermusik, fast ohne schrille Beiklänge. Und nach der Pause entwickelt sich die geschickt zusammengestellte Satzfolge aus Sergej Prokofjews Ballettmusik "Romeo und Julia" zum Fest der Klangfarben.
Die Orchestergruppen leuchten, das Blech ist perfekt integriert, und über den Holzbläsern stehen die kultivierten Flöten wie eine Klangkrone. Zum Farbenreichtum gesellt sich die enorme Spannweite an Emotionen - zwischen der erotischen Dichte der berühmten Balkonszene ("Romeo und Julia") der tödlichen Gewalt in den Zweikämpfen ("Der Tod von Tybalt") und dem schweren Pathos von Romeos Trauermusik ("Romeo an Julias Grab") mit dem ätherisch verklärenden Schlussakkord. Ein herrlicher, ein großartiger Saisonstart. - 1300 Besucher in der voll besetzten Philharmonie waren hingerissen. Sie feierten Orchester, Solisten und Dirigenten . mö