Premieren-Konzert sendet SOS

Der Concours Reine Elisabeth stand 2009 im Zeichen der Violine. Jubelnden Applaus ernteten die ersten beiden Preisträger bei ihrem Auftritt in der Luxemburger Philharmonie.

Luxemburg. (gkl) Sieger beim diesjährigen Concours wurde der Australier Ray Chen, der zweite Preis blieb durch Lorenzo Gatto im belgischen Königreich. Beide Musiker gestalteten einen sinfonischen Abend zusammen mit dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg (OPL), präsentiert vom internationalen Festival Echternach. Auf den ersten Blick war die Programmauswahl nicht ganz glücklich, denn das Violinkonzert h-Moll, Opus 61, von Camille Saint-Saëns, dem sich Gatto widmete, kann von der Brillanz her nur schwer mit dem berühmten D-Dur Pendant von Peter Tschaikowsky mithalten. Welch eine Virtuosität, die Tschaikowsky dem Solisten in seinem Opus 35 abverlangt, welch eine technische Reife. Für den gerade einmal 20-jährigen Chen schien das alles kein Problem zu sein.

Hohe Qualität der Solisten



Gatto aber stand seinem Kollegen in nichts nach, schälte die im direkten Vergleich etwas verborgenen Werte des Konzertes heraus. Mit wundervollem Ton erhob sich seine Stimme. Es war eben nur der erste Blick, der ein scheinbares Ungleichgewicht andeutete. Was die Solisten an Qualitäten boten, hätte man sich allerdings auch vom OPL unter der Leitung von Emmanuel Krivine gewünscht. Zu dominierend war die Spannungslosigkeit, zu oft musste man den Eindruck haben, das Orchester erledige hier eine Pflichtaufgabe. Nahezu eintönig etwa die Schlusspassage von Tschaikowskys Canzonetta, ohne jede fiebrige Hinführung auf das rasante Finale.

Zu Beginn des Abends gab es mit "Guyuhmgan" von Georges Lentz die Uraufführung eines Teilwerkes aus dem Zyklus "Caeli enarrant." Ein etwas verworrenes, wenig tonales Opus mit viel Schlagwerk und elektronisch erzeugten Klangkomponenten. Muss es wirklich sein, dass Oboenklänge in einer Wasserschale vergewaltigt und erstickt werden, dass Streicher wieder einmal mit ihren Bögen auf die Instrumente einschlagen? Zwischendurch erklang einmal das SOS-Motiv in Morsesprache. Kam es von den Musikern oder vom Publikum?

So wie sich Sportler etwa bei der Olympiade messen, so treten auch Musiker in Wettbewerben gegeneinander an. Einer der ältesten und wichtigsten Wettbewerbe für junge Geiger findet seit 1937 in Brüssel statt. Die Idee dazu hatte der weltberühmte belgische Geiger Eugène Ysaye, der aber schon 1931 starb. Die belgische Königin Elisabeth, die mit Ysaye befreundet war, setzte seine Idee um. Seit 1951 trägt der Wettbewerb auch ihren Namen: "Concours Reine Elisabeth."

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