Pretiosen aus dem Schatzkästchen

TRIER. Die Tradition der Silvesterkonzerte in der Trierer Basilika St. Paulin ist ungebrochen, die Beliebtheit beim Publikum groß.

Für viele Musikfreunde scheint es schon fast zum guten Ton zu gehören, das Jahr in der Barockkirche musikalisch zu verabschieden, auch wenn man diesmal den Eindruck haben konnte, dass der Andrang nicht ganz so stark war, wie in der Vergangenheit. Trotzdem konnte Kirchenmusiker Joachim Reidenbach in ein fast bis auf den letzten Platz besetztes Kirchenschiff blicken, als er sein Dirigentenpult betrat. Feuerwerk des Barock

Es war kein überbordendes Feuerwerk, das Reidenbach in seinem Programm zusammengestellt hatte, keine laut jubelnde Fortissimoorgie, mit der er das alte Jahr verabschiedete und das neue begrüßte. Vielmehr hatte er Pretiosen aus dem barocken Schatzkästchen ausgewählt, die im Glanz der großen, bekannten Werke häufig untergehen, für sich betrachtet aber nicht weniger leuchten, denen es an Schönheit nicht mangelt. Zentral stand dabei das "Te Deum" von Niccoló Jommelli, für vier Solisten, Chor und Orchester. Die Soloparts hatten die Sopranistin Monika Weber, die Altistin Claudia Glesius, Bernd Klauck (Tenor) und Bernhard Haupenthal (Bass) übernommen. Sie bildeten ein sehr harmonisches, ausgewogenes Quartett, das den Anforderungen des Komponisten in jeder weise gerecht wurde. Einen besonderen Glanzpunkt stellte die Aria "Te ergo quaesumus" dar, interpretiert von Glesius mit wunderbar warmer, zugleich aber leuchtender Stimme. Als Favoritchor war das Quartett schon in Antonio Vivaldis Doppelchorkantate "Domine ad adjuvandum me festina", RV 593, und in Johann Michael Bachs Kantate "Nun treten wir ins neue Jahr", ebenfalls für zwei vierstimmige Chöre, in Erscheinung getreten. Als überaus angenehm muss man auch das Vokalensemble St. Paulin bezeichnen, das mit einem sehr homogenen Klang und großer Einsatzfreude seine Chorpartien bewältigte. Präzise Einsätze, kultiviertes Forte, sensibles Piano, all diese Attribute hinterließen einen sehr positiven Eindruck. Als Glücksgriff musste man die Verpflichtung von Sabine Zimmermann als Sopransolistin ansehen. Schon in Vivaldis Kantate und vielmehr noch in Georg Friedrich Händels "Laudate Pueri Dominum" glänzte sie mit strahlender Stimme, begeisterte mit virtuoser Gestaltung ihrer Partien.Delikat interpretierte Intermezzi

Domkapellmeister Stephan Rommelspacher hatte nicht nur die Funktion des Continuo-Organisten übernommen. Mit verschiedenen Werken, etwa der Toccata VII aus Georg Muffats Apparatus musico-organisticus und der F-Dur Orgelsonate von Carl Philipp Emanuel Bach bot er als Solist schwunghafte und delikat interpretierte Intermezzi im Gesamtablauf des Programms. Der einzige Schwachpunkt des Abends fand sich in den hohen Streichern des ansonsten sauber agierenden Orchesters. Sie konnten mit der gediegenen Qualität des übrigen Ensembles nicht mithalten, was unter anderem auch in Händels Orgelkonzert Nr. 16 in F-Dur (Solist Rommelspacher) das Bild eines runden, durch und durch positiven Abends etwas trübte. Lang anhaltender Applaus war der verdiente Dank für den harmonischen Jahresausklang.

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