Egal, wie Sie es anfangen: Am Ende gibt's immer Prügel für den Prinzen von Wales. Hätten Sie die Fotografin Ihrer Verlobungsbilder ordentlich bezahlt, dann hätte die "Sun" wahrscheinlich in dicken Lettern geschrieben: "Charles schmeißt das Geld mit vollen Händen raus". Da wollten Sie mal clever sein und am Honorar sparen, schon brüllt der "Mirror": "Charles beutet arme Fotografin aus." So geht das schon Ihr ganzes Leben. Hätten Sie vor 20 Jahren das mit der Heiraterei sein lassen und ihr Liebesverhältnis mit Camilla diskret weiter gepflegt, würde der Durchschnitts-Engländer unweigerlich geargwöhnt haben: Ist er vielleicht schwul? Hätten Sie mit Diana zehn Kinderchen auf die Welt gesetzt und als treusorgender Vater das Haus nie verlassen, wäre die Frage aufgekommen, ob so ein Weichei von Couch-Potaoe überhaupt als König taugt. Im Vertrauen, Charles: Ich glaube, Sie hätten machen können, was Sie wollten, es wäre stets zu Ihren Ungunsten ausgelegt worden. In Deutschland gibt es dafür einen Begriff, den man aber nur benutzen darf,wenn gerade keiner hinhört. Also pssst: Sie haben, sorry, einfach die lebenslange Arschkarte gezogen. Manchmal erinnert mich Ihr Schicksal sogar an die Bibel, an die Geschichte im 3. Buch Mose. Da suchten die Israeliten zwei Sündenböcke aus, und einen davon beluden sie mit allen ihren Missetaten. Kommt Ihnen das bekannt vor? Die lausige Kindererziehung, der schofle Umgang mit dem Ehepartner, die ganze Lügerei und Betrügerei: Landet alles auf Ihrem Buckel, damit der Rest der Briten ruhig schlafen kann. Nicht gerade schön, ich räum' es ein. Aber falls es tröstet: Den anderen biblischen Sündenbock haben sie damals geschlachtet. Es hätte also für Sie noch schlimmer kommen können. Dieter Lintz